Minecraft
Minecraft ist auch so eine Sache. Ich finde es mehr als beeindruckend, wie ein einzelner Entwickler/Designer/Jack-of-all-Trades nicht nur immensen Reichtum, sondern auch ein eigenes Genre kreiert hat und zwar völlig im Alleingang. Zwanzig Millionen registrierte Nutzer? Minimum Faktor 3 oder 4 für die inoffizielle Zahl und man hat eine Vorstellung vom Eindruck des Titels. In der Zwischenzeit hat er ein Studio aufgebaut, drei Titel in Entwicklung und ist Publisher für fremde Kreationen. Solche Geschichten sind selten geworden und stehen im starken Kontrast zum klassischen Rest der Industrie, wo Umsätze einbrechen, Gewinne nicht existieren und Studios im Dutzend geschlossen werden oder ganze Publisher zum Verkauf stehen.
Spätestens wenn Studios, die seit Tausend Jahren den gleichen pubertären Mist produzieren, sich an einem Ein-Mann-Projekt orientieren, dann hat man es als Game Designer sicherlich geschafft. Minecraft ist auch die Erfolgsgeschichte, eines Typen, der nur einen Titel für sich gebastelt hat, der mehr oder weniger zufällig, Millionen anderen gefällt. Näher kann man den Garagen Studios und dem Klima der 80er nicht kommen.
Tja der Titel selbst? Nun ja Geschmäcker sind verschieden. Ich habe die Demo probiert. Mein erster Eindruck war 3D Construction Kit 2.0. Ich finde es toll, Kreation als zentrales Element eines Spiels zu machen, aber mir ist zu wenig Spiel in Minecraft. Ich mag die Ästhetik, sehr sogar und klar wird der Multiplayer-Aspekt viel ausmachen, aber ich bin und bleibe Fanatiker für fokussiertes Gameplay und da fällt der Titel bei mir genauso durch wie viele epische RPGs. Ich bin gespannt, was die einschlägigen Studios aus dem Ansatz machen. In der Urform ist mir Minecraft zu wenig Fokus auf Spiel.
Das geniale an Minecraft ist sein Randeffekt, der DAS Problem vieler MMOs löst: Erschaffung neuer Inhalte. Es ist das Lego-Prinzip. Ich denke in einigen Jahren, wird man auf diese spielerische Dekade zurückblicken und da wird einem primär Minecraft als Umschreibung für so Vieles einfallen. Indiegames spielen für viele Konsumenten in einer Liga mit dem generischen Mainstreamproduktionen. Das Geschäfftsmodell ist solider als der klassische Ansatz. Kreation als Genre hat sich endlich etabliert, auch außerhalb der Sims. Nicht zu vergessen, ein Minecraft konnte so nur auf einer offenen, totgesagten Plattform entstehen und sich in Ruhe entwickeln. Es bleibt dabei, die wirklich neuen spielerischen Einflüsse kommen vom guten alten PC. Minecraft ist mehr als nur ein Produkt. Es ist Trend, Vorbild, Orientierung. Es wird spannend zu beobachten, was das Studio in Zukunft so machen wird. Mehr Gegentrend zu Modern Call of Honor Combat geht nicht. Selbst wenn man wie ich den Titel selbst nicht vergöttert, so ist Minecraft einer der Zugpferde für eine Flut an wirklich guten Indie Spielen. 2011 war allein dafür eines der besten Jahre für Spieler.
3 Kommentare
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global $hemingway ?>„Fanatiker für fokussiertes Gameplay“ … da bin ich jetzt aber neugierig … kannst Du das mal bitte etwas genauer ausführen?
Hmm. Ist gar nicht mal so einfach, mit Wörtern zu formuliern. Ich versuche es mal mit einigen Beispielen. Super Mario Bros und das erste Quake. Beide Spiele haben eigentlich nur eine einzige Kernmachnik. Bei Mario hüpft man, bei Quake schießt man. Viel mehr existiert einfach nicht. Trotzdem schaffen es beide Spiele diese eine Sache für Stunden, Tage, Monate und gar Jahre frisch zu halten. Mario ist das perfekte Beispiel eigentlich. Nach Jahrzehnten bleibt ein simpler Sprung das Element des Spiels. Kein Spiel bietet diese so perfektionierte Mechanik und setzt sie auch noch heute so abwechslungsreich um.
Quake hat das Gameplay von FPS perfektioniert. Auf den ersten Blick kann man wie bei Doom nur den Abzug ziehen, auf den zweiten Blick entdeckt man die Physik für sich, auf den dritten nutzt man diese und wird besser und besser, ohne sich jedoch je wirklich sicher zu fühlen. Was ID mit den ganzen Feinheiten, die sich erst nach vielen Stunden mit steilen Lernkurven eröffnen, rausgeholt hat, ist pure Perfektion. Nicht mehr und nicht weniger.
Es gibt wenige aktuelle Beispiele, weil es schwierig geworden ist, solche Werte zu verkaufen. Gameplay lässt sich schlecht mit Screenshots, Filme oder Verpackung wiedergeben. Gleichzeitig mag ich eine ganz gezielte Führung eines Spiels. Ich brauche feste vorgegebene Ziele. Ich möchte sie mir nicht selbst kreieren müssen. Eine weitere Analogie mag vielleicht Folgendes sein. Lego bezeichnet man als Spielzeug, nicht als Spiel. Das gleiche würde ich für Minecraft und viele andere Sandbox Titel behaupten.
Hmhm … da muss ich nochmal drüber nachdenken …