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Terminator 2

"As before, the Resistance was able to send a lone warrior. A protector for John. It was just a question of which one of them would reach him first..."

Terminator 2

Zwanzig Jahre später und ein Film markiert noch immer den Zenit seines Genres. Terminator 2 war einer jener Filme, bei denen ich als viel zu junger Zuschauer still und heimlich durch den Seiteneingang reingeschleußt wurde. Wirklich verstanden habe ich damals allerdings wenig. Es war laut, bunt und lang. Mehr Anforderungen gab es an einen guten Film damals nicht. Die Effekte waren schon schick und bahnbrechend. Bemerkenswert genial war auch, einen der Helden der Zielgruppe perfekt anzupassen. Mit einem jungen John Connor, konnten wir uns gut identifizieren.

So richtig genießen konnte ich Terminator 2 erst später als VHS. Ich kann nur schätzen, wie oft in den Film mittlerweile komplett am Stück gesehen habe. Mit DVDs kam englischer Surround-Ton, der das Erlebnis Terminator noch einmal intensivierte. Heute schaue ich mir den Film mit anderen Augen an. Zwar hat sich mein Geschmack verändert, aber was das Genre Blockbuster-Action betrifft, so bleibt Terminator 2 auch noch heute mein Lieblingsfilm seiner Art. Perfekt für das was es ist. Wir erleben gerade wieder den Blockbuster Sommer und auch dieses Jahr sind viele erfolgreiche Monster-Produktionen am Start. Erfolgreich? Ja. Gut? Nein.

„Dyson listened while the Terminator laid it all down: Skynet, Judgment Day, the history of things to come. It’s not everyday you find out that you’re responsible for 3 billion deaths. He took it pretty well.“

Ich weiß nicht wieso und wann die Qualität solcher Produktionen verloren gegangen ist. Fakt ist, dass James Cameron in den späten 80ern und 90ern einen sagenhaften Lauf hatte. Alle Filme waren erfolgreich und sind noch immer gut. Viele stammen aus seiner Feder und entstanden in Zusammenarbeit mit einem festen Kern immer gleicher Mitarbeiter. Zugegeben war es vor Jurassic Park einfacher die Massen zu beeindrucken. Heute sind wir geblendet von Spezialeffekten, für wahre Überraschungen einfach blind geworden. Auch deshalb altert Terminator 2 ziemlich gut. Handwerk ist Handwerk. Nur mit gut gemachter Action, würde heute jedoch kein Mensch mehr über den Film schreiben. Es muss mehr dran sein.

Cameron scheint besonders mit diesem Franchise ein neue Art Kino kreiert zu haben: einen Hybriden aus Autoren- und Blockbuster-Kino. Auch Terminator 2 lebt und fällt mit dem Drehbuch. In dieser Beziehung ist der Film eines der besten Sequels aller Zeiten. Natürlich nimmt sich der Film viel Spielraum für seine Logik. Zeitreisen sind immer eine sichere Bank für mögliche Logikfehler. Terminator 2 ist aber mehr als nur die gleiche Formel des ersten Teils, ist mehr als nur Überbrückung zum nächsten Set-Piece, ist mehr als nur Lückenfüller für Effektorgien.

Der Film findet noch Beachtung, weil seine Helden so gut sind. Der Trick des Films ist natürlich Schwarzeneggers Rolle. Kern aller beiden Teile ist jedoch Sarah Connor. Ohne diese Figur ist die Serie am Ende. Was Linda Hamilton liefert, ist der Prototyp der 90er Heldin. Sie ist die einzige Figur, die eine echte Entwicklung im Film vollzieht. In meiner Lieblingsszene des Films wird Sarah selbst zur Maschine und zerbricht kurz vor dem größten Fehler ihres Lebens. Auch wenn es einfach aussieht, gemessen am Kanon des Franchise, ist der Moment einfach großartig umgesetzt. Sowas ist einfach noch tolles Kino, auch im Jahr 2011.

Came­ron ist ein Meis­ter der Waffen-Pornografie und in die­ser Hin­sicht ist Ter­mi­na­tor 2 sein gro­ßer Wurf. Die Waffe als Werk­zeug, wird nir­gends so absurd zele­briert wie hier. Ter­mi­na­tor 2 meis­tert aber auch Ver­fol­gungs­jag­den. Die Sequenz mit dem Heli­ko­pter sieht auch nach zwan­zig Jah­ren noch beeindruckend aus, weil eben ein ech­ter prak­ti­scher Effekt Grund­lage ist. Die CGI-Effekte dagegen…nun ja, hier sieht man dann doch das Alter des Films. Die Jud­ge­ment Day Sequenz kann sich noch sehen las­sen. Stan Winstons Makeup-FX haben ihre Zeit aber hinter sich. Einzig hier sind die Sequels T2 überlegen.

Viele Bilder sind dennoch einfach zu sekundenlangen Legenden geworden. Wenn Linda Hamilton am Ende einarmig nachlädt, dann pinkeln sich Generationen junger Möchtegern-Action-Regisseure vor Scham in die Hose. Die Balance aller Sequenzen ist einfach stimmig. Es gibt nicht die Action-Sequenz im Film. Vielmehr sind alle Szenen gleichwertig beeindruckend. In seiner Art ist Terminator 2 schon wieder so alt, dass er in Zeiten von Wackel-Schnitt-Semi-Doku-Optik, frisch wirkt. Camerons Action bleibt nachvollziehbar, ganz im Gegensatz zu modernen Action-Filmen. Ganz in der Tradition des Genres, muss der Zuschauer natürlich mehr als einmal den Verstand ausschalten. Das Finale ist einer der absurdesten Zufälle der Filmgeschichte, aber visuell so stimmig, dass man den Zweifel für kurze Zeit ausschaltet.

Meine Wahrnehmung in Bezug auf ältere Filme ist sicherlich nicht vollkommen ungetrübt. Zur Zeit eines Terminator war ein Film dieses medialen Ausmaßes eine seltene Erscheinung. Ein Blockbuster solchen Formats gibt es heute mehrmals pro Monat. Das mag für die Studios gut sein, ist aber schlecht für den Film. Ein Terminator 2 bleibt unvergessen. Es war einer der letzten großen Filme, die dem Hype stand gehalten haben. Selbst ein für damalige Verhältnisse gigantischer Mediensturm, konnte meine Erwartungen an den Film nicht überspitzen. Terminator 2 war und ist ein Meilenstein des Mediums, dessen damalige Wucht man vielleicht heute nicht mehr vollständig nachvollziehen kann, aber dessen Qualität zweifelsfrei unangefochten ist. Popcorn Mainstream-Action mit ganz viel Substanz und polierter Oberfläche.

„The unknown future rolls toward us. I face it for the first time with a sense of hope. Because if a machine, a Terminator can learn the value of human life maybe we can too.“

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