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Roseanne

"Seriously, Ma, you gotta believe in God! I mean... There just HAS to be a God! I'd hate to think that after a lifetime of hideous crap and unending suffering, all the stupid stuff I've had to go through, and then at the end there's no explanation or reason! There HAS to be a God, or else I got screwed!" "Oh, jeez, why are we talking about God and religion? It's Christmas!"

Roseanne

Das Format der Sitcom wurde in den 90ern erst perfektioniert und am Ende demontiert. Als Vorwendekind, gab es praktisch kein Unterhaltungsfernsehen dieser Art. Anfang der 90er also, waren damalige Sitcoms für mich in zweierlei Hinsicht etwas völlig Neues. Auf der anderen Seite des großen Kanals, wo das Format produziert wurde, brach die Goldgräberstimmung unter den Sendern aus. Selten zuvor wurden so viele Sitcoms produziert wie Ende der 80er und Anfang der 90er. Das Fernsehen damals war ein anderes. Die Zielgruppe war noch die komplette Familie und große Handlungsbogen existierten nicht. Sitcoms waren Appetithappen, keine Mahlzeiten.

Realität war lange Zeit kein dominierendes Element einer Sitcom, vielmehr war eine absurde Idee fast immer der Aufhänger für ein erfolgreiches Konzept. Ende der 80er sollte sich das ändern. Eine übergewichtige Frau machte sich einen Namen als Stand-Up Künstler, eine allmächtige Mutterrolle, die das nicht funktionierende System Familie am Laufen hält. Um diese Figur wurde schließlich die gleichnamige Serie entwickelt, die fast eine komplette Fernsehgeneration lang sehr erfolgreich war.

Ich hab mir letztes Jahr die komplette DVD-Box gekauft und während der letzten Feiertage sehr viele Folgen geschaut. Es ist erstaunlich wie gut die Serie noch immer ist. Die Themen vieler Folgen sind brandaktuell, aber mehr als alles andere sind die Drehbücher und Darsteller so gut, allen voran John Goodmann und Laurie Metcalf. Die Darstellung der Familie rangiert so gekonnt zwischen fesselnd, langweilig und abschreckend. Die Serie bricht mit dem guten Happy End jeder Folge und schafft es das Gewicht auf alle Rollen gleich zu verteilen. Viele der Folgen brechen mit dem heutigen Standard des Genres, zwei parallele Handlungsbogen pro Folge zu haben. Besonders bei The Simpsons ging es abwärts, als man auf diese Formel setzte. Roseanne konzentriert sich lange Zeit immer nur auf ein Ziel pro Folge.

Die Serie lebt vom politischen Klima der damaligen Zeit und überbrückt gekonnt die Reagan-Bush Phase. So ziemlich jedes heikle Republikaner Thema, ist Kern irgendeiner Folge. Heute gehört eine schwule Figur in jede erfolgreiche Sitcom, aber damals und so gekonnt inszeniert? Die Dialoge sind auch hier zeitlos gut. Was für ein grandioses Team an Autoren hat man hier zusammengestellt. Die Serie vergisst aber nie ihre Wurzeln. Für jede Ernsthaftigkeit, existiert ein Lacher. Selten hat ein so gekappseltes Format, so greifbare Figuren gebastelt. Jede Figur hat Tonnen von Makeln zu schultern und geht dennoch aufrecht voran. Es ist einfach gutes Fernsehen, was ich in dieser Form heute vermisse. Roseanne ist die letzte große Sitcom, mit einem klassischen Familienbild gewesen und wenn ich mir anschaue, wie sich das Format entwickelt, dann wird diese Serie diesen Status auch noch sehr lange Zeit behalten.

Auch Roseanne war am Ende Opfer des Erfolgs. Die letzte Staffel ist des Guten zu viel. Losgelöst von Aufhänger – einer hart kämpfenden Familie – wird die Serie zu einer Karikatur seiner selbst. Auch haben die Autoren das Problem der Kinder-Rollen nicht so wirklich gut lösen können, da ist der Meta-Witz einer wechselnden Becky-Darstellerin nur ein kleiner Ausgleich. Selbst die Jackie Figur ist ab einem Punkt ins Negative gekippt. Welche Hürden sollte man ihr noch aufstellen? Dank Schwangerschaft der Schauspielerin, musste man Jackie zur Mutter in der Serie machen und das war irgendwie der Anfang vom Ende und dennoch bleibt die Serie bis zur letzten Staffel sehenswert. Die Höhepunkte und die ruhigen Momente reißen alles raus. Insgesamt erhält man acht gute Staffeln, von denen viele Episoden zeitlos gut sind.

Aufmacherbild von DeJarnette Designs.

3 Kommentare

Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.

  • #1
  • Sa, 12. Februar 2011
  • fym schrieb:
Webmaster
  • #3
  • Sa, 12. Februar 2011
  • ben_ schrieb: