Altersbeschränkungen bei Videospielen
Gewaltig
Amerikanische Videospieler beobachten derzeit einen bestimmen Gerichtsfall. Arnold „The Terminator“ Schwarzenegger möchte den Verkauf von Spielen mit „erwachsenen Inhalten“ an Minderjährige gesetzlich verbieten. Entgegen unserer Altersbewertung, ist das amerikanische System ESBR nur eine Empfehlung, aber keine Bindung an Verkäufer. Ein restriktives ESRB Rating soll nur eine Empfehlung für Eltern sein, um ihnen das Produkt schnell inhaltlich nahe zu bringen. Ähnlich funktionieren alle Altersempfehlung amerikanischer Medien. Es sind Empfehlungen ohne gesetzliche Bindung, was für uns Deutsche sicherlich fremd wirkt. Wieso solche Kategorisierung, wenn sich niemand dran halten muss? Aus Sicht der Experten, hat Schwarzenegger keine Chance, zu sehr lieben die Amerikaner ihr Grundrecht der freien Rede, etwas was bei uns hier schon lange nicht mehr zu finden ist. Weniger dieses eine Grundrecht, als die Folgewirkung auf andere Medien, wird Schwarzenegger vor Gericht verlieren lassen.
An dieser Stelle möchte ich mal meine Sicht auf das Thema notieren. Zwar bin ich überzeugter Gegner unserer hiesigen Zeloten, die Counter Strike Spieler zu Amokläufern werden lassen, aber ich bin auch überzeugt, dass das Medium einen Stand erreicht hat, der Altersregulation erzwingt. Ich bin mit dem Medium aufgewachsen, ohne das meine Eltern auch nur eine leiseste Ahnung davon hatten, was ihr Sohn da an den Monitor fesselt. Wieso sollten sie sich auch sorgen, bestanden Hauptdarsteller aus 16×16 Pixeln und Gewaltdarstellungen waren als solche für das normale Auge nicht zu erkennen. Ich erinnere mich noch genau, wann sich das relativ schnell geändert hat. Als wir bei einem Freund Doom am Rechner seines Vaters spielten und dieser plötzlich ins Zimmer kam, sagte sein Blick mehr als Tausend Worte. Aus dem abstrakten Pixeln, sind plötzlich ziemlich eindeutige Bilder geworden.
2010 hat das Medium ein Ebene erreicht, die nicht mehr mit der zu vergleichen ist, die mich als jungen Spieler begleitet hat. Wäre ich heute wieder der kindliche Spieler, wünschte ich mir durchaus Eltern, die meinen Zugang zu Inhalten regulieren. Da auch heutige Eltern damit überfordert sind, existieren diverse Altersbewertungen. Bei uns in Deutschland gilt sogar eine gesetzliche Bindung. Das letzte Spiel, dass ich mir als Box in einem Laden gekauft habe, war Half Life 2 und tatsächlich wollte die Verkäuferin meinen Ausweis sehen.
Demografien
Ich bin durchaus ein Unterstützer echter Altersbindung bei Videospielen. Wenn ein Titel bestimmte Inhalte enthält, sollte kein unkontrollierter Konsum bei unpassendem Alter stattfinden. Betrachtet man den Amerikanischen Markt genauer, findet man zwei völlig entgegen laufende Trends bei Videospielen und Filmen. Während bei Filmen in den letzten 20 Jahren Altersbewertungen massiv sinken, steigen sie bei Videospielen an. Beides hat finanzielle Gründe. Die Bewertung bei Filmen hat dort eine lange Geschichte und eine große Lobby, die tatsächlich bei den Kunden ankommt. Mit steigenden Produktionskosten müssen Filme ihren Zugang erleichtern und so sind viele Franchises, die mit einem R-Rating populär geworden sind, heute nur noch PG13.
Gleichzeitig sind ESBR M-Ratings bei Spielen zum Werkzeug für Werbung geworden und suggerieren nur noch möglichst intensive Gewaltdarstellungen. Wie kann das funktionieren, wenn Filme davon weg müssen? Zwar ist die Kerndemografie bei beiden Medien ähnlich 14-24, aber ein Spiel kostet einfach mehr und so braucht man weniger, gleichzeitig aber präzisere Teile der Zielgruppe. Wie das genau funktioniert, demonstriert gerade Activision mit Call of Duty. Verkauft wird an geschätzte 10 Millionen großteils männliche 14 bis 24-Jährige. Das ist die wahre Zielgruppe die sich mit einem M-Rating ködern lässt und für die drastische Darstellungen noch ziehen. Was immer so falsch als „Hardcore“-Titel bezeichnet wird, beschreibt einzig und allein eine sehr homogene Demografie der Käufer und darauf spezialisieren sich neue Entwicklungen stärker und stärker. Titel, die auf diese Zielgruppe nicht angwiesen sind, kleben auch nicht exzessiven Gewaltdarstellungen. Kein Zufall,
Auch deshalb existieren wenig Chancen auf den Erfolg einer solchen Klage. Bräche der Umsatz mit Minderjährigen bei z.B. Call of Duty weg, wäre das Franchise am Ende und nicht nur dieses. Allerdings würde ein solches Gesrtzt, sicherlich zum Umdenken führen müssen, da man plötzlich realisiert, wer die eigenen Spieler in Wahrheit sind. Zwar propagieren alle, wie erwachsen die Community sei, aber besonders auf Konsolen – dem finanziellen Zugpferd – ist die Kundschafft in Wahrheit doch eine andere, als die Altersbeschränkung suggeriert. Ich kritisiere oft die deutsche Zensur, aber Regulierung zum Zugang bestimmter Inhalte fände ich den richtigen Ansatz. Niemand wird zum Amokläufer, aber Altersbewertungen sollten nicht völlig ohne Bindung sein. Ein Urteil wird erst in Monaten erwartet, aber höchstwahrscheinlich wird Amerikas Gesetzt weiter einzig und allein auf das Urteilsvermögen völlig überforderter Eltern setzen. Diese Mechanismen werden erst dann wirksam greifen, wenn die Merheit der Eltern selbst mit dem Medium groß geworden sind. Von diesem Punkt sind wir aber noch viele Jahre entfernt.
2 Kommentare
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global $hemingway ?>Ich wurde sogar letztens noch bei Halo: Reach (ab 18) bei Saturn nach meinem Ausweis gefragt. =)
Mich interessiert das Thema mittlerweile gar nicht mehr. Das System wird durch das Bestellen im Internet komplett absurdum geführt. Jeder kommt an alles. Je mehr Beschränkungen kommen, desto interessanter wird es.
Verspätete Antwort. Für „uns“ spielt es direkt weniger eine Rolle, allerdings sieht es global anders aus. Es existiert schon ein ESRB Rating, dass einer deutschen Zensur gleich kommt. AO (Adult only) wird von großen US-Ketten nicht verkauft und Titel die in einem Walmart oder Bestbuy nicht verkauft werden, existieren praktisch nicht. Käme ein Verkaufsverbot wie wir es haben, würden große US-Ketten solche Titel wahrscheinlich nicht mehr führen und ein großer Markt bräche weg. Was dann passieren würde, wären Studios, die ihre Titel entweder wirklich „erwachsen“ machen – was hieße aus der Space-Marine-Shooter-Box herauszusteigen – oder jene Titel würden genau diese Eigenschaften verlieren, die sie so beliebt bei der Zielgruppe machen. Auch Amerika sähe dann grünes Blut und Roboter statt menschlichen virtuellen Gegner. Beides wollen wir nicht wirklich, auch wenn ich mich jedesmal ärgere wie ungleich schwerer es ist, in Deutschland als Volljähriger Bürger unzensierte Medien legal zu bekommen. Diesen Stress sollten auch mal Amerikaner haben dürfen. Hach…