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Der weiße Hai
„On her and torpedoed right off her. Into the drink with 900 other clowns. Started with 900 anyway…floating in that big warm Pacific. Must have been like a dinner bell in there…Explosions, and half the guys bleeding.“
„Soon as the sharks came homing in on us, we went by the Manual, of course… Kept trying to float in groups…doin‘ what if said, splash at ‚em, yell at ‚em, hit ‚em on the nose, they won’t bother you…all that.“
„They tore apart about a hundred men, the first night. And pretty soon, when they stepped it up, and you’d feel ‚em bump you, and guys’d get pulled down a couple of yards away, and it got to two days…and three…Well, some fellas couldn’t take it no more, just peeled off their life-jackets, got it over with.“
„We were in the water 110 hours. Sharks averaged six men an hour. They’re all experts.“
Sommerfilme sind ein Thema für sich. Dieses Jahr war der Sommer ok, aber die Filmauswahl 2010 ließ zu wüschen übrig, mit Ausnahme von Toy Story 3. Wieso also nicht den ultimativen Sommerfilm schlechthin einmal angemessen im Blog würdigen? Jaws. Schon der Titel ist perfekt. Das für den deutschen Markt angepasste Der weiße Hai dagegen klingt mehr nach einer Nachmittagsdokumentation, als nach dem ersten Blockbuster aller Zeiten, der schließlich Hollywood insgesamt vor dem Untergang retten sollte.
Es war eine viel zu warme Sommernacht irgendwann Anfang der 90er. Ich war mit meinem großen Bruder allein zu Haus und natürlich lockte das Nachtprogramm, des damals noch tollen deutschen Fernsehens. Wir sahen die letzten Minuten von Miami Vice, um anschließend den Spätfilm zu schauen. Es sollte Der weiße Hai sein. Ich glaube Jaws war der erste Film, der meinen jungen Verstand damals traumatisiert hat. Bei der Tauchszene war der Punkt erreicht, wo ich mich vom Fernseher abgewandt habe. Von diesem Moment an, war Jaws etwas Besonders für mich.
Zwanzig Jahre später ist Jaws für mich besser denn je. Dieser Film ist perfekt und steigert seinen Wert, mit jedem neuen Monsterfilm, den wir präsentiert bekommen. Die Struktur ist ungewöhnlich. Eigentlich gibt es vier Akte, wobei der letzte Akt extrem verzögert erscheint. Gleichzeitig wechselt Jaws fast auch sein Genre. Wir haben einen der effektivsten Scores eines John Williams und die schon damals so eigenständige Art eines blutjungen Steven Spielberg. Ich glaube man kann die Wirkung, die dieser Film damals hatte, nicht mehr nachvollziehen. Wir sind zu sehr geprägt vom Medium, um diese ersten Schritte nachstellen zu können. Wie muss dieser Film nur bei seiner Vorstellung 1975 gewirkt haben?
Meine Lieblingszene? Der USS Indinanapolis Monolog. Wie zeitlos gut ist diese kleine Anekdote im Film und wie riesig der Mythos, welcher diese wenigen Zeilen umgibt? Noch heute streiten sich Autoren, um die Rechte an diesen Monolog. Für mich ist die Sache klar. Nur ein John Milius bringt sowas zustande. Ich mag den Film auch für seine wirklich greifbaren Figuren. Jaws ist aus einer Ära, als Sommer-Blockbuster noch nicht Vehikel für aufstrebende Stars waren. Mein Musterbeispiel für das Fehlen flacher junger Figuren? Der weiße Hai. Was heute Hauptdarsteller wäre, ist hier glücklicherweise nur Opfer.
Der einzige fade Beigeschmack des Films, sind seine Folgen für die Industrie. Es gibt viele Dokumentationen, die den Wechsel Hollywoods zue Zeit Jaws‚ erzählen. Die Nerds haben damals das Studiosystem mit Werken wie diesem, vor dem Untergang gerettet. Jaws hat ein neues Publikum erkannt oder geschaffen, nämlich den jungen Zuschauer, der mehrfach für den gleichen Film bezahlt. Eine bis dahin völlig ignorierte Zielgruppe. Dreizig Jahre später ist das Erbe auch dieses Films, ein „neues“ Zielpublikum der 14- bis 24-Jährigen, welches Jahr für Jahre das Blockbuster Konzept am Leben hält und wieder und wieder neue Tiefpunkte an der Kasse belohnt. Irgendwo zwischen dem Release dieses Films und einem Transformers 2, hat Hollywood den Anspruch verloren. Auch deshalb alter Jaws außer Konkurrenz.
5 Kommentare
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Der Monolog von Quint, dank des Sprechers Michael Chevalier auch in Deutsch ein Genuss. Hab gelesen dass es für die 30 Jahre Jubiläum Version eine neue Synchon-Fassung gibt. Ich mag es mir gar nicht vorstellen.
Ich hab Der weiße Hai zum ersten Mal während der Sylt-Urlaube meiner Kindheit gesehen. Ich glaub ich war noch nicht mal 10 und der Film schon ziemlich gruselig. Was es doppeltgruselig gemacht hat, war dass direkt hinter dem Haus meiner Tante, in demm wie damals immer gewohnt haben, die Dünen anfingen, uns es sah genauso aus, wie in der Eingangsszene.
Seither ist Der weiße Hai auch für mich ein ganz besonderer Film. Ich glaube ich habe vermutlich keinen Film öfter gesehen. Und mit jedem Mal wächst der Respekt. Als Verbeugung habe ich ihn dann auch prompt als ersten Film auf meinem Beamer gesehen. Und nicht ohne Zufall hab‘ ich die Anschlußszene zum Indianapolisdialog gemoblogt.
Drei Dinge liebe ich ganz besonders. Zum einen gibt es den ganzen Film über 5000 Kleinigkeiten im Drehbuch, die den Film nach all den Jahren immer noch so liebenswert machen. „Mein Mann sagt, Sie machen in Haien … “ Lange bevor Pixar sich das Motto „Use every part of the Buffalo“ auf die Fahne geschrieben haben, hatte Spielberg es schon nahezu perfektoniert.
Zum anderen ist es unglaublich zu sehen, wie einfallsreich Spielberg ist, wenn es darum geht, den Hai nicht zu zeigen, sondern die großartigsten Platzhalter an seine Stelle zu setzen. Auch das ist filmisch nicht mehr oft erreicht worden. „Mit drei Fässern kann er nicht runtergehen, das kann er nicht.“
Und zuletzt sind Broady, Hooper und Quint drei der besten Blockbuster-figuren aller Zeiten und so unendlich 70er. Da geht stets mein Herz auf.
@Peter: Eine neue Synchor gibt es schon seit Jahren, wie ich beim ersten Kauf der DVD mit bleichem Entsetzen feststellen musste. Auf Ebay hab ich zum glück noch eine DVD mit alter Synchro bekommen.
Der weiße Hai ist auch wieder so ein schönes Beispiel für eine Wiederveröffentlichung im Kino. Dieser Film steht da sehr weit oben, denn viele Bilder im Film wirken sicher noch imposanter auf einer richtig großen Leinwand. Völlig unklar, wieso Hollywood in Zeiten digitaler Kopien, noch nicht mehr der alten Streifen rotieren lässt. Ich glaube Zurück in die Zukunft schafft es grad auch nicht in unsere hiesigen Gefilde. Wäre fast einen London Ausflug wert.
Stimmt, große Filme auf großen Leinwänden. Ich durfte mal Shining auf großer Leinwand bewundern.
Ich kann mich noch erinnern, wie meine Eltern mir von Ihrem Kinobesuch vom weissen Hai erzählten. Ich weiss nicht mehr wie oft ich den Film danach im TV oder Video gesehen habe, aber es hat mich immer fasziniert, wie die beim Dreh diese drei Fässer gezogen hatten und mit vollem Tempo damit abtauchten.
http://www.imsdb.com/scripts/Jaws.html