Es war einmal der große Traum der digitalen Zeitschrift.
Magisches Lesen am kleinen Bildschirm
Die ersten „digitalen Magazine“ sind nun da und stoßen wie erwartet auf viel Kritik. Die Details erläutern andere viel besser als ich es könnte, viel mehr möchte ich ein paar grundlegende Gedanken zum Thema äußern. Grundsätzlich begrüße ich es sehr, wenn Gestaltung abseits des CMS-Rahmens mehr in den Fokus rückt. Zwar heißt es immer Content sells, aber wäre diese Aussage korrekt, gäbe es jetzt nicht die ersten Gehversuche, soviel Printgestaltung wie nur möglich auf einen kleinen Bildschirm zu übertragen.
Ich persönlich möchte an dieser Stelle große Zweifel äußern, dass überhaupt eine größere Zielgruppe für solche Angebote existiert. Zwischen Printausgabe und gutem Online-Pendant ist für meinen Geschmack kein Platz. Was fehlt ist in vielen Fällen einfach das gute Online-Pendant, dass man jetzt versucht auf Tablet Computern zu etablieren. Wie viel Zeit hierbei schon vergeudet wurde, zeigen die ersten Gehversuche. Ich habe schon vor langer Zeit mit InDesign als Screendesign Werkzeug experimentiert und die ersten Lösungen sind aber ganz schnell eingestampft worden. Andere verkaufen sie nun im Appstore. Interesant.
Das Thema sollte man aus zwei Perspektiven betrachten. 1) Ist hier der Markt wirklich bereit? 2) Ist der Arbeitsablauf für solche Lösungen bereit? Ich habe Einblick in die Erstellung von Print- und Screenlösungen und möchte behaupten, dass sich für komplexere und aufwendige Produkte, noch lange keine Brücken schlagen lassen. Die Gestaltung ist in beiden Fällen so unterschiedlich, dass ich kaum saubere Mittelwege sehen kann. Jeder Versuch in dieser Richtung, wird langfristig nicht funktionieren. Die Lösung heißt natürlich jeder Plattform separate Sorgfalt zu widmen und im Falle digitaler Inhalte sind dies keine Bilder, sondern individuelle Lösungen für einzelne Seiten. Irgendwann hab ich sowas schon mal gesehen. Hmmm. Natürlich erfordert dies mehr Aufwand und natürlich ist es fraglich ob man den refinanzieren kann, aber entweder ganz oder garnicht.
Kostenpflichtige Applikationen dieser Art laufen in eine Falle. Sie konkurrieren mit kostenlosen Webseiten, kostenpflichtigen Printprodukten und ähnlichen Lösungen im Appstore. Um hier einen Platz zu finden, braucht man schon verdammt gute Angebote, die einen finanziellen und zeitlichen Aufwand erfordern, der sich auf dieser Plattform (noch) nicht finanzieren lässt. Wenn das iPad jetzt die Tür aufstößt um endlich mehr Sorgfalt ins Webdesign abseits der Nischenblogs bringt, dann bin ich einer der ersten, der dabei ganz breit grinst. Wir sind noch Jahre davon entfernt, was und Konzeptvideos die letzten Monate versprochen haben. Vielleicht öffnen die ersten iPad Lösungen hier einigen Träumern die Augen.
1 Kommentar
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global $hemingway ?>Die Apps die wir jetzt sehen sind nur Ausdruck eine maßlosen Begeisterung. Diese ruht in den Verlagen vermutlich zwei denkbar einfachen Säulen. Zum einen hat man das Internet verschlafen und sieht mit Ipad und Co jetzt eine Chance, das verpasste nachzuholen und gleich von Anfang an richtig mit dabei zu sein. Zum anderen fehlen aber weiterhin medientheoretisches Wissen und technische Erfahrungen – genau jene Einsichten, die Du so treffend formuliert hast.