Der letzte Patch dieser Erweiterung fügt dem Spiel mehr bei als nur neue Inhalte.
World of Warcraft 3.3 – Fall of the Waiting
Ich hab mir ein paar Tage Zeit gelassen, um den Patch 3.3 etwas länger zu verarbeiten. Eigentlich ist es nur ein einziges Element, dass man wirklich erwähnen muss und was Blizzard als Dungeon Finder bezeichnet. Dieses neue Werkzeug wird nicht nur WoW sondern damit auch das komplette Genre massiv verändern. Ich habe immer wieder erwähnt, dass Blizzard’s eigentlich Vorsprung in der Technologie liegt und mit Patch 3.3 beweisen sie es wieder.
Looking for Group
Grundsätzlich funktionieren MMOs nach dem Prinzip Rollenvereilung. Man braucht also Mitspieler, um bestimmte Aufgaben bestehen zu können. Als ich mit MMOs angefangen habe organisierten sich Spieler manuell mit einfachen Fragen und Antworten im Chatfenster. EverQuest ging später einen Schritt weiter und bot ein spezielles Fenster, was von allen Spielern gelesen werden konnte. Es war eine Art virtuelles schwarzes Brett und funktionierte wunderbar, auch wenn Wartezeiten niemals ausblieben.
WoW konnte an diese Lösung noch nicht anknüpfen. Alle bisherigen Lösungen waren wenig effektiv. Jetzt nach fünf Jahren hat man eine Lösung, die zum Standard werden wird und die sich an anderen Genres orientiert. Der neue Dungeon Finder ist vollautomatisiert. Man trägt seine Details ein und wird im besten Fall nach wenigen Sekunden mit anderen Spielern in eine Gruppe gesteckt und direkt in die gewünschte Instanz teleportiert. Es gibt keinen Haken. Es ist perfekt.
Zwei wichtige Zutaten: Server-Cluster und Matchmaking. Damit diese Lösung funktioniert braucht es einen großen Pool an Spielern und Details über diese. WoW Server-Cluster sind seit Jahren nach der gleichen Stuktur aufgebaut. Was Blizzard als Battlegroup bezeichnet sind Instanzserver, die sich mehrere World Server teilen. Soll heißen es war immer möglich, dass Spieler verschiedener World-Server, in einer Instanz spielen. Im PvP-Bereich gibt es diesen Ansatz schon lang und nun eben auch für PvE.
Ich habe mir mal die Daten meiner Server-Gruppe angeschaut und da existieren rund 100000 potentielle Level 80 Charaktere auf Allianz-Seite. Selbst wenn man dabei Twinks und wenig aktive Accounts abzieht, bleiben locker 50000 über. Blizzard vergleicht nun Daten dieser Spieler und bastelt daraus eine funktionierende Gruppe: Matchmaking. Es funktioniert traumhaft.
Was Ernstes
Dieser Dungeon Finder wird die Community sehr stark verändern. Ich denke in 12 Monaten werden viele nicht nur Level 85 sein, sondern es wird auch kein Mangel an Tanks und Heilern existieren und im besten Fall, hebt sich auch das Niveau der DPS. WoW’s Grundproblem war immer schon, dass man Spieler den Zugang zum Miteinander immer erschwert hat. Jetzt ist es nicht nur leichter, sondern es lehrt auch, welche Rollen wertvoller sind. Als Heiler findet meine Shamanin in weniger als einer Minute eine Gruppe. Als DPS warte ich teilweise 15 Minuten und länger. Überhaupt fördert ein solches Werkzeug mehr Hybrid-Denken. Pure-DPS-Klassen haben es einfach schwerer und schwerer und es verwundert nicht, dass Hybrid-Klassen pure Klassen in der Population mehr und mehr verdrängen. Dieser neue Dungeon Finder fördert diesen Prozess noch.
Die Technologie die Blizzard hier entwickelt hat ist pures Gold für alle künftigen Onlinespiele. Schon jetzt verarbeitet dieses Werkzeug erfolgreich mehr Daten, als bisherige Lösungen anderer Spiele. Mit Blick in die Zukunft vergieße ich sicher eine Träne aus Sicht des MMO-Veteranen, aber grinse breit aus Sicht des Spielers 2009. Mit Blick auf Cataclysm dürfte es nur noch effizienter und einfacher werden, den Kern der Inhalte des Spiels ohne große Umwege zu spielen. Heute sind es nur Dungeons, morgen sind es komplette Raids. Ähnlich wie beim Phasing, hat Blizzard hier ein neues Werkzeug, dessen Anwendung sie nun perfektionieren werden. Ich vermute, dieser Dungeon Finder ist das größte Geschenk, dass Blizzard dem Genre bisher gemacht hat. Makellos.
10 Kommentare
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global $hemingway ?>Ich bin gespannt, welche Erfahrungen sie in Diabolo III fließen lassen werden. Diabolo war ’97, was WoW heute ist: Das Spiel das alle gespielt haben, sogar die Leute, von denen man dachte, dass sie gar nicht zocken. Diabolo III hat imho die Chance WoW zumindest um einen Teil seiner Spieler zu erleichtern.
WoW hat D3 schon genug beeinflusst, wenn ich mir die Klassen und besonders das Talentsystem anschaue. Nicht umsonst hat man WoW’s Baumstruktur verworfen, aber D3 ist noch so weit weg, dass ich den Titel noch ganze lang nicht erwähnen werde. Ein D3 in 2012 wäre noch verfrüht, leider.
Hm, konsequent zu Ende gedacht drängt sich natürlich der Gedanke auf, ob damit nicht Weg zur Einheitsklasse beschritten wird, ob das wiederrum eine Folge des Dungeonfinders ist oder nicht eher im Dualspecc begründet liegt oder der Dungeonfinder eher der verkappte Servermerge ist, lasse ich ´mal dahin gestellt – so optimistisch wie Du, beurteile ich die Situation daher nicht.
Grüße, take
Einheitsklasse klingt so negativ, dabei ist es doch die einzige Alternative zur unfairen Class-Balance, wie sie jedes MMO bietet. Auch ein WoW braucht nur eine Tank-, eine DPS- und eine Heiler-Klasse. Das mag zwar langweilig klingen, aber optische Abwechslung würde diesen Köder viele Spieler schlucken lassen. Mehr Klassen führen immer zu mehr Problemen.
Die Frage ob 3.3 ein versteckter Serverzusammenschluss ist, relativiert sich schnell. Spielerzahlen bei WoW steigen zwar nicht mehr, aber sie reduzieren sich auch nicht, während um WoW herum die Konkurrenz die Segel streicht. Wenn überhaupt, dann fühlt sich WoW nun noch größer an, da man mit mehr Spielern als je zuvor zusammen werkelt.
Zugegeben es ist zu früh um den Dungeon Finder schon jetzt wirklich bewerten zu können. Warten wir ein paar Monate ab.
Dieser Dungeon Finder hört sich klasse an.. Denn als sich meine Faction/Gilde in Granado Espada von einem Tag auf den anderen auflöste, war das Spiel für mich quasi vorbei (allein ist das Grinding leider einfach nicht zu bewältigen).Andererseits bietet das Spiel schon seit über 2 Jahren eine Alternative zu spezialisierten Klassen: Multi-Character-Control – Man zieht mit drei Figuren gleichzeitig durch die Lande, allein mit Heiler, Tank und (Magier oder Sniper), in der Gruppe wirft man einfach den Heiler raus (mehr als ein paar Exemplare davon braucht man ja nicht) und nimmt eine weitere offensive Klasse hinzu.
„Ein D3 in 2012 wäre noch verfrüht, leider.“ Wuuus? Aus technischen Gründen, also weil die das einfach nicht schneller programmiert und getestet kriegen? Oder aus organisatorischen Gründen, weil es doof wäre D3 auf dem Markt zu werfen, bevor WoW nicht im Niedergang begriffen ist?
Ersteres würde ich ja kaum verstehen … graphisch sah das wenig anspruchsvoll aus. Mit den Erfahrungen aus D2 und WoW sollte auch das Balancing nicht sooo schwer sein und wieviel Dungeons kann man bauen in zwei Jahren?
Ob sich Spielrzahlen nicht reduzieren, kann ich objektiv nicht beurteilen, subjektiv habe ich schon den Eindruck, dass einige Spieler dem game den Rücken kehren, aber da ich einen naturgemäß beschränkten Wahrnehmungskreis habe, heißt das natürlich nichts. Hast Du erhellendere Quelle?
Grüße, Take
Es gibt leider keine neuen offiziellen Zahlen, weil sie ohne China (das seit Monaten kein WoW Live hat) eben keine großen 14 oder 15 Millionen Accounts zählen können und eine 6-Millionen-Marke im westlichen Markt nicht so eindrucksvoll klingt, wie sie eigentlich ist. Die letzten offiziellen Aussagen sind vom April des Jahres. Andere Indikatoren, die zumindestens belegen, dass die Aktivität im westlichen Markt nicht sinkt, sind konstant gleiche Stundenzahlen im US-Nielsen-Ranking. Auch offizielle Umsatzzahlen von Activision zeigen mindestens keinen Rückgang, wobei hier Microtransaktionen sicherlich viel verzerren können. Soweit ich es beurteilen kann, erfährt das Spiel im westlichen Markt bisher keinen spürbaren Rückgang seiner Aktivität. Die Tatsache, dass sie offiziell die 11.5 Millionen Spieler bestätigen konnten, als China schon lange als Markt inaktiv war, spricht denke ich Bände.
Okay, nachdem ich dank laaanger Pause schlappe 14 Monate für Level 76 gebraucht habe, wollte ich nun gestern meinen frischgebackenen kleinen 80er Lichtritter mal in heroische Instanzen ausführen — und wurde vom Dungeon Finder mit Verachtung gestraft. Die Gruppe durfte keine heroische Instanz betreten, weil mein Gear Score mit 690 doch etwas, ahem, niedrig war. Sehr lustig 🙂
Da gibt es noch eine Diskrepanz zwischen Score (der auf iLevel basiert?) und tatsächlicher Güte des Equipments. Meine TBC Endgame epics resultierten zwar in schlechterem Score, gaben aber mehr dps als das blaue Zeug, dass ich mir dann schnell beschafft habe, um mitgehen zu dürfen. Also drinnen wieder umgezogen.
Trotzdem bin ich vom Dungeon Finder begeistert. Der Dungeon Teleport ist auch super, macht richtig Spaß. Alles in allem wird wohl wieder etwas Freizeit draufgehen, bis die Langeweile einsetzt. Was soll’s. 🙂
Ich kann wenig drüber urteilen ob und wie Leute die Ausrüstung anderer bewerten. Ich spiele nur mit dem Shaman und da kann eigentlich niemand in den normalen 5er Instanzen was sagen. Ich sehe jedoch auch Spieler, die mit bester Ausrüstung komplett versagen, drum ist es wenig sinnvoll Itemlevel als Richtwert zu nehmen.
Ich bin (noch) begeistert vom Dungeon Finder, auch wenn der Glanz schon nachgelassen hat. Einige wenige Spieler jedoch, beweisen mir immer wieder, wie schön es doch was, als die komplette deutschsprachige Community eines MMOs aus ein paar hundert Spielern bestand. Glücklicherweise sind es nur Ausnahmen.
An dieser Stelle sei nebensächlich drauf hingewiesen, dass der neue Flügel der Icecrown Raid Instanz verdammt gut ist. Endlich wieder mal anspruchsvolle (normale) Raidbosse, auch wenn die Nerfs schon aus sich Warten lassen. Momentan jedoch sind alle 3 neuen Bosse knackig ohne unfair zu sein. Bravo.