James Cameron's Avatar
Eigentlich mag ich nichts über aktuelle Filme im Blog schreiben, aber ich mach mal eine Ausnahme. Auch Avatar ist nur ein Film, wer hätte das gedacht. Es ist aber auch ein Film, auf den man in zehn Jahren zurückblicken wird mit den Gedanken „Stimmt, der war der Erste.“ Es gibt zwei Arten von Reviews zum Film: Frustrierte Mittzwanziger bis Mittdreiziger, die von Cameron konditioniert sind und ein Stück ihrer Jugend wiederbekommen wollten…und der objektive Rest. Alle wirklich negativen Reviews sind maßlos überzogen. Wer sich bei Avatar über Logikfehler beschwert und im gleichen Atemzug Cameron’s frühe Werke refenrenziert, disqualifiziert sich sofort. Alle seine Drehbücher stecken voller Logikfehler nur ist man eben keine 14 Jahre mehr und sieht drüber weg, sondern holt den augesetzten Kritiker in sich heraus und schreibt seinen Frust von der Seele, nicht mehr vierzehn Jahre alt zu sein.
Nach dem ersten Trailer waren meine Erwartungen an den Film relativiert. Wer auch nur einen kleinen Einblick in Filmproduktionen dieser Größe hat, der weiß was zu erwarten war. Avatar ist Proof-of-Concept für CGI 2.0. Nicht mehr und nicht weniger. Ob die Geschichte an den Haaren herbei gezogen, dutzendfach erzählt und mit Logikfehlern befrachtet sei, ist hier nebensächlich. So abwegig es klingt, aber Avatar’s Intention ist es nicht, eine neue irre Geschichte zu erzählen, sondern mehr denn je möchte Cameron seine virtuelle Welt funktionieren lassen. Escapism. Auf dieser Ebene funktioniert der Film nach dem Einstieg, wie ganz wenige die ich bisher gesehen habe.
Die Tiefe eines Hamlet mit der Optik eines Avatar würde weitere zehn Jahre dauern. Wer einige der Promo-Interviews gesehen hat, wird eine Ahnung haben, wie viel stärker der technische Fokus der Produktion war. Cameron ist erstmal Handwerker und dann erst Geschichtenerzähler. Avatar beweist immerhin, dass er handwerklich noch immer alle anderen großen Namen deklassiert. Wer Avatar kritisiert, sollte es immer im Kontext zu aktuellen Alternativen tun. Übertrifft Avatar ein Abyss, ein Terminator oder Aliens?. Sicher nicht. Ist es das beste aufgeblaßene Pop-Action-Kino der letzten Jahre? Absolut.
Jetzt warten wir auf Battle Angel.
7 Kommentare
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global $hemingway ?>Ich bin ehrlich gesagt total begeistert. Natürlich: Es ist die älteste aller Geschichten, aber sie ist so gut erzählt und in diese andere Welt integriert, dass man nur den Hut ziehen kann.
Soll keine versteckte Kritik meinerseits sein. Im Gegenteil. Ich bin mit gesenkten Erwartungen in den Kinosessel versunken und sehr positiv überrascht wieder aufgestanden. Mir stößt nur ein wenig sauer auf, wie unrealistisch hoch einige Erwartungen anderer gewesen sein müssen. Für das was es ist, nämlich erstmal Pop- und dann irgendwann Sci-Fi- und Genrekino, ist es besser geworden, als es hätte werden können. Einmal möchte ich noch die englische Fassung sehen. Sollte nächste Woche klappen. 🙂
Als erstes: Schön, dass Du keinen individuel gestalteten Artikel drauß gemacht hast. Das sagt ja inzwischen auch was aus.
Als zweites: Grandioses Teaserbild stattdessen. Grandios.
Als drittes: Darf ich den Hamlet-Verweis als persönliche Aufforderung betrachten, hier zu kommentieren? Die Tiefe eine Hamlet wird wohl kein Film je erreichen. Denn Hamlets Tiefe gründet eben zuerst in der Tatsache, dass Hamlet „nur“ ein Drama, ein Drehbuch ist und eben noch nicht seine Verwendung, seine Interpretation durch einen Regisseur.
Und dann: Hell, ich weiß gar nicht ob ich Avatar gucken will. Also klar, ja, latürnich will ich Avatar unbedingt sehen. Aber es wäre eine spannende Perspektive auf das – und da bin ich mir ebenso sicher wie Du – was uns an Virtual Filmmaking erwartet. All das OHNE Avatar gesehen zu haben. Nur zu wissen, da ist die Fleck, dieser Ausgangspunkt von einem Film und eines Tages kehre ich zu ihm zurück. Aber erst wenn ich tief im CGI 2.0 gebadet habe …
Tolles Interview mit einigen der ganz großen Namen dieses Filmjahres und Cameron beweist, wieso nur er 500- Millionen-Budgets in die Finger bekommt. Sehr lesenswert:
Ich hab ihn jetzt gesehen, gestern Abend, in der englischen OV, in 3D, dank später Startzeit (23:15) im größten Saal, und..
..ich bin immer noch sprachlos. Total gaga. Gaiaglaube hin und Kapitalismuskritik her, Cameron hat mir meine Sehnerven durchgebrannt und für ein Snyapsenfeuerwerk sondergleichen gesorgt.
Heute Abend schau ich mir das noch mal (genauer) an.
Ich habe mir gestern einen anderen Film angeschaut Where the Wild Things are und war überrascht wie selbst so ein Effektfilm irgendwie matt, entsättigt und flach wirkt, gegen Avatar. Selbst wenn man die Geschichte mies schreiben möchte, allein was die Synapsen im Hirn bei Avatar verarbeiten müssen, ist außergewöhnlich. Where the Wild Things are sei hier am Rande auch sehr empfohlen. Tolles Weihnachtskino, weil unglaublich ruhig, wobei verglichen mit Avatar alles ruhig wirkt 😉
möchte mich hier auch mal zu Wort melden. Kann Søren nur zustimmen. Allein die bildgewaltige 3D Welt ist es absolut Wert sich den Film anzusehen. Dies könnte nun wirklich der Durchbruch für 3D in mainstream Filmen werden. Selten fühlte man sich so in eine Szene versetzt, wie mit den „großen blauen Schlümpfen“ im Dschungel. Also trotz nicht gerade neuer oder aufregender Story, alleine schon wegen der überragenden Technik absolut sehenswert.