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04
"In space no one can hear you scream."
Vor einigen Tage habe ich mir die komplette Dröhnung Alien verpasst: alle vier Teile der Quadrilogy DVD-Box, und zusätzlich noch einmal jeden Teil mit dem Kommentar der Macher. Irgendwie war mir mal wieder danach. Jeden Film einzeln zu behandeln übersteigt derzeit mein Zeitpensum, aber irgendwas wollte ich im Blog dazu schreiben. Ich kenne keine andere Serie, die sich noch immer so gut behaupten kann, sowohl als Ganzes, als auch im einzelnen Teil der Serie.
Ich weiß nicht was es ist, aber der Film drückt bei mir noch immer alle Knöpfe. Alien ist Ridley Scott Optik in ihrer Blütezeit. Selbst nach Jahrzehnten sieht der Film noch gut aus und Scott schafft es seinen Trickeffekt im Gummianzug ziemlich lange zu verschleiern. In einem Kommentar heißt es, dass Alien der erste Sci-Fi-Genre Film ist, bei dem die Protagonisten Hawaii-Hemden statt Raumanzügen tragen. Solch kleine Details machen den Film realistischer.
Meine Lieblingsszenen sind wohl der Gang in das verlassene Schiff, dass den Notruf sendet. Das sieht alles noch immer so gut aus. Alien tropft Stil über Substanz aus jeder einzelnen Sekunde. Ellen Ripley ist auch ein purer Zufall. Das Skript definierte diesen Charakter völlig generisch. Dass es eine Frau wurde, war glückliches Schicksal und nicht nur Saat für diese Serie, sondern auch dutzende Nachahmer.
Dieses Sequel realisiert einen Genrewechsel auf verdammt hohem Niveau. Die Darstellung der Marines ist zur Schablone für folgende Generationen geworden. Noch heute bedient sich jedes Videospiel und jeder Actionfilm dieser Vorlage. Verglichen mit heutigen Actionfilmen, baut Cameron hier tatsächlich ganz langsam ein Feuerwerk auf, um am Ende aus allen Rohren zu feuern. Er hat ein glückliches Händchen für seine Nebenfiguren. Wirklich niemand ist hier nicht unsymphatisch besetzt.
In einem Punkt versagt Aliens 2009 aber völlig. In keinem anderen Teil der Serie sind die Effekte so schlecht gealtert wie hier. Cameron zeigt zu Viel der Aliens und verschlimmbessert gleichzeitig Gigers Design. Im Kommentar der DVD gibt er selbst zu, sein Designer-Ego sei zu groß gewesen, um Giger für den zweiten Teil zu engagieren und das sieht man eben auch. Ich hätte lieber ein Giger Queen Design gesehen. Für mich ist auch die kürzere Version des Films die bessere.
Der Bastard der Serie und abgesehen vom ersten Teil, der am besten gealterte. Dies war der erste Teil, den ich im Kino gesehen habe. Trotz seiner riesigen Probleme beweist sich der Film mittlerweile erstaunlich gut. Alien 3 bietet die vielleicht beste Optik der Serie. Der Film sieht noch heute aus, als wäre er frisch abgedreht. Sie haben einen visuellen Stil geschaffen, der so neutral ist, dass er in jede Zeit passt, auch wenn sich die so tief sitzende Kamera schnell verbaucht. Wenn Fincher eines geschafft hat, dann ein Alien zu verfilmen, dass noch immer sehenswert ist. Alien 3 hat so viele Probleme, dass man kaum alle nennen kann.
Die Vorlage von Cameron war zu weit weg vom Ursprung den Alien 3 versucht wieder aufzunehmen. In den ersten Minuten tötet man zwei Figuren, die beim Zuschauer sehr beliebt sind. Man ändert komplett den Stil (Suspense statt Action) und vergisst dabei sympathische Figuren zu schaffen. Für mich rangiert Alien 3 heute trotzdem vor dem zweiten Teil, weil er der Formel dieser Lizens näher kommt und weil Camerons Beitrag aus heutiger Sicht zu generisch wirkt. Das Erbe von Aliens hat Alien 3 vergiftet, eigentlich hätten beide Teile im Kanon der Serie ausgetauscht werden müssen. Teil 3 wäre ein toller Teil 2.
Ressurection nimmt bei mir den hintersten Platz der Serie ein. Teil 4 Film symbolisiert perfekt den Übergang vom Genrefilm mit Herz, zum austauschbaren Popkino. Wieder greift man auf einen europäischen Macher zurück und gibt das Drehbuch in die Hand eines Fernseh-Autoren (Joss Whedon). Das Ergebnis ist ein völlig charakterloser Sci-Fi Film guten Handwerks, welchen wenig mit dem Ursprung der Serie verbindet. Die Idee des Klons ist aufgesetzt und wie schon im zweiten Teil, sind die Ergänzungen zum Kanon der Kreaturen, ohne Gigers Mitwirkung fehl am Platz. Dieser Mensch-Alien-Hybrid ist lächerlich und Videospielniveau.
Ressurection ist ein sehenswerter Sci-Fi und ein mieser Alien Film. Was den Film rettet sind seine Darsteller und sein City of Lost Children-Flair, eine Winona Ryder mit bester Bambi-Mimik und eine Sigourney Weaver, die nach einem neuen Anstrich für ihren Charakter sucht. Schaut man sich an, was Jeunet nach Ressurection so gemacht hat, dann muss der Film auch bei ihm eine negative Spuren hinterlassen haben.
Die Figur der Ellen Ripley ist einzigartig und diese Serie ist ihre Geschichte. Ohne diesen Charakter und ohne Sigourney Weaver, ist Alien am Ende. Mir fällt keine andere Figur ein, die so lang so gut funktioniert, wie Sigourney Weaver’s Ellen Ripley. Weaver gibt der Figur auch die richtige Optik. Der perfekte Mittelweg zwischen Plastik und Rambo, die sich selbst gegen die männlichsten Protagonisten behaupten kann. Weaver’s Physik passt einfach zu dieser Figur.
Solche Figuren sind aus der Mode gekommen. Starke weibliche Helden mutieren heute nur noch zu flachen Abbildern ihrer männlichen Nebendarsteller. Lange bevor Videospiele mit Tomb Raider einen neuen plastischen und überzeichneten Prototypen des weiblichen Helden schafften, war Ellen Ripley weiter, als man selbst heute ist. Hier haben wir eine starke Frau, die völlig allein auf sich gestellt funktioniert. Es ist kein Zufall, dass Cameron so interessiert war. Dieser Typ Frau ist seine Domäne.
Auch wenn mich die Nachricht eines fünften Teils dann doch irgendwo erfreut, eigentlich ist diese Serie mit Teil 3 abgeschlossen. Zwar lautet der Titel Alien, aber die Serie braucht Ellen Ripley. Einen Teil könnte man sicherlich noch mit Weaver funktionieren lassen. Es wird aber nicht funktionieren, die Serie um eine neue Figur herum zu basteln. Was dabei zu erwarten ist, kann man in den Predator-Crossovers sehen. Wenn überhaupt hätte man Ripley eine Tochter zur Seite stellen müssen, aber auch diese Chance ist nun vertan.
Ich finde auch, dass diese Serie schon illustriert, wie Charakter und Handlung im Laufe der Zeit Trickeffekten weichen musste. Heutige Autoren wissen um die Möglichkeiten von CGI und legen bewusst oder unbewusst den Fokus auf den schnellen Trick. Selbst aktuelle tolle Vertreter des Genres ( Distric 9) schaffen es kaum noch Figuren zu schaffen, die allein eine Lizens so tragen können wie Weaver’s Ripley. Kombiniert mit der Tatsache, dass man heute Serien und Schauspielern einfach nicht mehr die Zeit lässt sich zu entwickeln, dürfte Alien auch die nächsten 30 Jahre Genregeschichte schreiben. Und wer weiß, vielleicht schafft ein fünfter Teil das Unmögliche und ergänzt die Serie wirklich sinnvoll. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
9 Kommentare
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Teil 4? Teil 4? Ich lese immer „Teil 4“. Ich hab keinen Teil 4 gesehen. Es gibt keinen Teil 4. Niemand weiß, was Teil 4 ist.
Und jetzt zur Sache: Ich hab ja mal mit einem Freund zusammen Alien 1 musikalisch neu bespielt. Sowas wie Kalvier-Begleitung zu Stummfilmen. Nur mit Rechner und Turntables. Beats und Samples. Das ganze hat riesig Spaß gemacht und wir haben wochenlang geübt.
Immer und immer wieder Alien anwerfen, Platten drehen, Samples einspielen. Ich hab den Film in der Zeit sicher ein Dutzend mal gesehen, und ich muss – nicht allein deswegen – sagen: Der erste Teil ist nicht nur der Beste, er ist auch am besten gealtert. Und wenn ich mir bspw. Sunshine anschaue, würde ich sogar sagen, dass man (abgesehen von den Figuren) sowas heute auch wieder in Kino bringen kann.
Was Alien ausmacht – und da muss ich die zu 100% zustimmen – ist Stil. Jede Einstellung und fast jeder Dialog ist auf den Punkt und reiner Zucker. Das unglaublichste daran finde ich Scotts Leitsung. Liest man sich das Drehbuch durch und schaut man sich die Skizzen für Raumschiffe und Interieurs an, würde man nie glauben, das da DIESER Film draus geworden ist. Eine Leistung, die Scott nie wieder erreicht hat. Wie tragisch!
Nebenbei: Im ersten Skript gab es glaub ich noch eine Liebesszene zwischen Dallas und Ripley … grusel
Teil 1 ist ein schöner Beweis, dass enge Grenzen vielleicht doch zu besseren Ergebnissen führen. Mit Ausnahme von 2001 sieht kein anderer Film des Genres besser aus. Ich hab so ziemlich alles was es als Making-Of-Merchandise zum ersten Teil gibt und möchte behaupten, rustikaler geht es nur noch bei Roger Corman Produktionen zu und trotzdem, oder gerade deshalb sieht das noch immer so gut aus. Die Szenen als sie das Wrack betreten sind noch immer visuell top, gerade weil man eigentlich nichts sieht.
Dass Scott nun zu dieser Lizens zurückkehrt ist aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln spannend. Was ich vom Drehbuchautor weiß, ist seine ach so typische Generation Mainstream B-Movie, ein Kind der 80er halt. Ich kann mir nicht vorstellen eine gute Ergänzung zum Kanon der Serie zu bekommen, aber vielleicht noch mal einen minimalistischen Ridley Scott. Es gibt ganz wenige Beispiele, bei denen große Regisseure nach Jahren noch mal mit wenigen Ressourcen große Ergebnisse liefern konnten. Sam Raimi’s Drag me to Hell ist so ein aktuelles Beispiel.
Ich kann die Finger nicht von der Tastatur lassen.
Was Alien 5 angeht bin ich ja optimistisch. Scott’s Filme in diesem Jahrzehnt (Body of Lies, American Gangster, Kingdom of Heaven, Black Hawk Down und Gladiator) haben mir alle gut gefallen und ich hab jeden mehrmals gesehen und muss sagen, dass jeder Film mehr Tiefe hatte als seine gewöhnlichen Geschwister aus der Traumfabrik. Und er muss wissen, was er tut, wenn er jetzt nochmal Alien angeht. Ich kann mir kaum vorstellen, dass daraus eine epochale CGI-Materialschlacht macht … wobei … wenn Avatar und 2012 die Kassenerfolg werden, nach denen sie aussehen … urgs.
Andererseits gibt es wei Hoffnungsschimmer. Danny Boyles Sunshine hat gezeigt, dass schlichtes Suspsense-SF-Kino funktioniert, wenn man gute Schauspieler, gute Figuren und einen guten Regisseur hat. Und: Sunshine ist SF-Film alter Schule: Interieurs, Figuren, Sound, kaum CGI. Das Makingof hätte auch vom Set eines 70er Jahre SF-Films sein können. Ich kann nur hoffen, dass Scott und Boyle mal miteinander reden.
Dass Scott auf Ripley verzichten muss ist in der Tat hart, aber eben nicht unlösbar, wie ihm Boyle gezeigt hat. Cillian Murphys Capa war in vielerlei Hinsicht eine gelungene Verbeugung vor Sigourney Weaver’s Ellen Ripley und hatte das Potential auch über einen Film hinaus zu funktionieren. Außerdem hat es Scott gerade in den letzten Filmen geschafft, A-Schauspielern eine neue Qualität abzuringen. Diese Fähigkeit wäre ein ziemliches Plus für Alien 5.
Das Milieu in dem diese Serie entstanden ist unterscheidet sich dann doch etwas von dem heutigen. Ich hab nur so eine entfernte Vorstellung wie solche Serien von Fox 2009 behandelt werden. Da hast du Rednecks, die Fragebogen ausfüllen müssen, was sie von einem fünten Teil erwarten und am besten mit Referenzen aus ihnen bekanten Filmen antworten sollen. Da kommt dann „Die Alien Queen soll wie der T-Rex in Jurassic Park das Mondfahrzeug verfolgen.“ und solche Specs gehen dann an den Drehbuchautor der natürlich nur bezahlt wird, wenn Fox gefällt was er produziert hat. Das ist der Fluch von Film-Lizensen und der Grund wieso neue Filme/Serien oft mehrteilig im Vertrag festgehalten werden, um dem Studio genau die Macht zu nehmen, die ein Fox heute auf Alien hat.
Der entscheidende Faktor für Teil 5 wird das Budget sein. Dreistellig wird in einer puren Materialschlacht mit Megan Fox als Ripley 0.5 resultieren. Zweistellig sollte für mehr Potential sorgen.
Hm … dann sollten wir wohl beten, dass Avatar ein Flop wird.
Das background-attachment: fixed; macht ein unbedachtes Scrollen auf dieser Seite zur Qual, da jedesmal der gesamte Text neu über den Hintergrund gerendert werden muss. Ich weiß nicht, wie performant das auf nem neuen Mac-Book Pro läuft, aber hier unter Windows ruckelt das wie blöd.
Ein guter Einwand und ein Hinweis, in Zukunft auf mehr Systemen zu testen. Sowohl auf meinem Büro-OSX- als auch auf dem privaten Windows-System ist die Performance im Rahmen. Das Probem ist weniger die Hintergrundgrafik, als viel mehr die massiv überfrachteten Zwischenüberschriften im Text, sprich die Bilder. Primär ist box-shadow ein Performance-Killer. Hier lasse ich es jetzt so, aber zukünftig wird sowas sicherlich nicht mehr erscheinen. Dies hier war mehr denn je, ein Test, der eben auch mal die unschönen Nebeneffekte demonstriert.
[…] im Film, bis zum vorhersehbaren Ende. Ich mag den Film doppelt, dank einer tollen Ellen Ripley. Torture Porn ohne den Anstoß. Spannung ohne Exploitation. Ein einfach toller Film. […]