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Alien Quadrilogy

"In space no one can hear you scream."

Alien Quadrilogy

Vor einigen Tage habe ich mir die komplette Dröhnung Alien verpasst: alle vier Teile der Quadrilogy DVD-Box, und zusätzlich noch einmal jeden Teil mit dem Kommentar der Macher. Irgendwie war mir mal wieder danach. Jeden Film einzeln zu behandeln übersteigt derzeit mein Zeitpensum, aber irgendwas wollte ich im Blog dazu schreiben. Ich kenne keine andere Serie, die sich noch immer so gut behaupten kann, sowohl als Ganzes, als auch im einzelnen Teil der Serie.

Alien

Ich weiß nicht was es ist, aber der Film drückt bei mir noch immer alle Knöpfe. Alien ist Ridley Scott Optik in ihrer Blütezeit. Selbst nach Jahrzehnten sieht der Film noch gut aus und Scott schafft es seinen Trickeffekt im Gummianzug ziemlich lange zu verschleiern. In einem Kommentar heißt es, dass Alien der erste Sci-Fi-Genre Film ist, bei dem die Protagonisten Hawaii-Hemden statt Raumanzügen tragen. Solch kleine Details machen den Film realistischer.

Meine Lieblingsszenen sind wohl der Gang in das verlassene Schiff, dass den Notruf sendet. Das sieht alles noch immer so gut aus. Alien tropft Stil über Substanz aus jeder einzelnen Sekunde. Ellen Ripley ist auch ein purer Zufall. Das Skript definierte diesen Charakter völlig generisch. Dass es eine Frau wurde, war glück­li­ches Schick­sal und nicht nur Saat für diese Serie, sondern auch dutzende Nachahmer.

Aliens

Dieses Sequel realisiert einen Genrewechsel auf verdammt hohem Niveau. Die Darstellung der Marines ist zur Schablone für folgende Generationen geworden. Noch heute bedient sich jedes Videospiel und jeder Actionfilm dieser Vorlage. Verglichen mit heutigen Actionfilmen, baut Cameron hier tatsächlich ganz langsam ein Feuerwerk auf, um am Ende aus allen Rohren zu feuern. Er hat ein glückliches Händchen für seine Nebenfiguren. Wirklich niemand ist hier nicht unsymphatisch besetzt.

In einem Punkt versagt Aliens 2009 aber völlig. In keinem anderen Teil der Serie sind die Effekte so schlecht gealtert wie hier. Cameron zeigt zu Viel der Aliens und verschlimmbessert gleichzeitig Gigers Design. Im Kommentar der DVD gibt er selbst zu, sein Designer-Ego sei zu groß gewesen, um Giger für den zweiten Teil zu engagieren und das sieht man eben auch. Ich hätte lieber ein Giger Queen Design gesehen. Für mich ist auch die kürzere Version des Films die bessere.

Alien 3

Der Bastard der Serie und abgesehen vom ersten Teil, der am besten gealterte. Dies war der erste Teil, den ich im Kino gesehen habe. Trotz seiner riesigen Probleme beweist sich der Film mittlerweile erstaunlich gut. Alien 3 bietet die vielleicht beste Optik der Serie. Der Film sieht noch heute aus, als wäre er frisch abgedreht. Sie haben einen visuellen Stil geschaffen, der so neutral ist, dass er in jede Zeit passt, auch wenn sich die so tief sitzende Kamera schnell verbaucht. Wenn Fincher eines geschafft hat, dann ein Alien zu verfilmen, dass noch immer sehenswert ist. Alien 3 hat so viele Probleme, dass man kaum alle nennen kann.

Die Vorlage von Cameron war zu weit weg vom Ursprung den Alien 3 versucht wieder aufzunehmen. In den ersten Minuten tötet man zwei Figuren, die beim Zuschauer sehr beliebt sind. Man ändert komplett den Stil (Suspense statt Action) und vergisst dabei sympathische Figuren zu schaffen. Für mich rangiert Alien 3 heute trotzdem vor dem zweiten Teil, weil er der Formel dieser Lizens näher kommt und weil Camerons Beitrag aus heutiger Sicht zu generisch wirkt. Das Erbe von Aliens hat Alien 3 vergiftet, eigentlich hätten beide Teile im Kanon der Serie ausgetauscht werden müssen. Teil 3 wäre ein toller Teil 2.

Alien Ressurection

Ressurection nimmt bei mir den hintersten Platz der Serie ein. Teil 4 Film symbolisiert perfekt den Übergang vom Genrefilm mit Herz, zum austauschbaren Popkino. Wieder greift man auf einen europäischen Macher zurück und gibt das Drehbuch in die Hand eines Fernseh-Autoren (Joss Whedon). Das Ergebnis ist ein völlig charakterloser Sci-Fi Film guten Handwerks, welchen wenig mit dem Ursprung der Serie verbindet. Die Idee des Klons ist aufgesetzt und wie schon im zweiten Teil, sind die Ergänzungen zum Kanon der Kreaturen, ohne Gigers Mitwirkung fehl am Platz. Dieser Mensch-Alien-Hybrid ist lächerlich und Videospielniveau.

Ressurection ist ein sehenswerter Sci-Fi und ein mieser Alien Film. Was den Film rettet sind seine Darsteller und sein City of Lost Children-Flair, eine Winona Ryder mit bester Bambi-Mimik und eine Sigourney Weaver, die nach einem neuen Anstrich für ihren Charakter sucht. Schaut man sich an, was Jeunet nach Ressurection so gemacht hat, dann muss der Film auch bei ihm eine negative Spuren hinterlassen haben.

Lt. Ellen Ripley

Die Figur der Ellen Ripley ist einzigartig und diese Serie ist ihre Geschichte. Ohne diesen Charakter und ohne Sigourney Weaver, ist Alien am Ende. Mir fällt keine andere Figur ein, die so lang so gut funktioniert, wie Sigourney Weaver’s Ellen Ripley. Weaver gibt der Figur auch die richtige Optik. Der perfekte Mittelweg zwischen Plastik und Rambo, die sich selbst gegen die männlichsten Protagonisten behaupten kann. Weaver’s Physik passt einfach zu dieser Figur.

Solche Figuren sind aus der Mode gekommen. Starke weibliche Helden mutieren heute nur noch zu flachen Abbildern ihrer männlichen Nebendarsteller. Lange bevor Videospiele mit Tomb Raider einen neuen plastischen und überzeichneten Prototypen des weiblichen Helden schafften, war Ellen Ripley weiter, als man selbst heute ist. Hier haben wir eine starke Frau, die völlig allein auf sich gestellt funktioniert. Es ist kein Zufall, dass Cameron so interessiert war. Dieser Typ Frau ist seine Domäne.

Auch wenn mich die Nachricht eines fünften Teils dann doch irgendwo erfreut, eigentlich ist diese Serie mit Teil 3 abgeschlossen. Zwar lautet der Titel Alien, aber die Serie braucht Ellen Ripley. Einen Teil könnte man sicherlich noch mit Weaver funktionieren lassen. Es wird aber nicht funktionieren, die Serie um eine neue Figur herum zu basteln. Was dabei zu erwarten ist, kann man in den Predator-Crossovers sehen. Wenn überhaupt hätte man Ripley eine Tochter zur Seite stellen müssen, aber auch diese Chance ist nun vertan.

Ich finde auch, dass diese Serie schon illustriert, wie Charakter und Handlung im Laufe der Zeit Trickeffekten weichen musste. Heutige Autoren wissen um die Möglichkeiten von CGI und legen bewusst oder unbewusst den Fokus auf den schnellen Trick. Selbst aktuelle tolle Vertreter des Genres ( Distric 9) schaffen es kaum noch Figuren zu schaffen, die allein eine Lizens so tragen können wie Weaver’s Ripley. Kombiniert mit der Tatsache, dass man heute Serien und Schauspielern einfach nicht mehr die Zeit lässt sich zu entwickeln, dürfte Alien auch die nächsten 30 Jahre Genregeschichte schreiben. Und wer weiß, vielleicht schafft ein fünfter Teil das Unmögliche und ergänzt die Serie wirklich sinnvoll. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

9 Kommentare

Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.

  • #1
  • Di, 03. November 2009
  • ben_ schrieb:
  • #2
  • Di, 03. November 2009
  • ben_ schrieb:
Webmaster
  • #4
  • Mi, 04. November 2009
  • ben_ schrieb:
Webmaster
  • #6
  • Mi, 04. November 2009
  • ben_ schrieb:
  • #7
  • Sa, 28. November 2009
  • Paul schrieb: