Lies mal wieder in 300 dpi
Habe diese Tage mein Abonnement der EDGE verlängert, zum einen weil das Pfund noch schwächelt und weil ich ich wieder Blut geleckt habe, was das gedruckte Wort betrifft. Es führt kein Weg daran vorbei, dass die Tagesinformation auf Papier gedruckt, als Geschäfftsmodell so gut funktioniert wie Arkandor oder Opel. Ich bin aber ganz sicher, dass Wochen- und Monatsmagazine eine Zukunft haben.
Es ist eine völlig andere Erfahrung das gedruckte Bild und Wort wahrzunehmen, als nur auf Pixel zu starren. Das gedruckte Wort hat primär ein Generationsproblem. Jeder Trend findet in Wellenbewegungen statt. Was heute weniger geschätzt wird, ist morgen der heiße Scheiß. Ich finde langsam wieder zum gedruckten Wort zurück, nur eine Frage der Zeit, bis dies wieder der Trend ist und nicht mehr nur auf Mini-Screens zu starren, um Weltgeschichte oder Hobby zu verfolgen.
Ein wirtschaftliches Modell zu finden, wird dagegen Aufgabe in den Redaktionen der Welt sein. Wer gedrukt, gelesen und dafür bezahlt werden möchte muss einfach Individuelles bieten. Ich lese die EDGE wegen ganz weniger aber schlagender Argumente. Sie bieten als letztes englischsprachiges Videospiele-Magazin Produktionskosten, von denen andere Magazine nur träumen können. Wer eine EDGE in der Hand hält, sieht sofort wofür er bezahlt: Topverarbeitung, Veredelung des Umschlags, teures Papier, teure Farbe. Inhaltlich distanziert man sich klar vom (immer weniger werdenden Rest). Reviews machen einen Bruchteil des Inhalts aus. Interviews, Previews werden von Webseiten regelmäßig zitiert. Für mich entscheidend sind jedoch die Making-Of-Artikel. Uralte Spiele aus „meiner“ Zeit werden hier nochmal vorgestellt. Alles mit einer Gestaltung, die auch diese Website hier deutlich beeinflusst hat.
Die Tage habe ich auch wieder mal uralte deutschsprachige Magazine ausgegraben. Eine PowerPlay von 1991 zu lesen, ist immer noch ein ganz besonderes Erlebnis, dass sich nicht auf einem Bildschirm reproduzieren lässt. Das gedruckte Wort hat seine Qualität noch lange nicht verloren, aber die Bindung zur Zielgruppe definitiv. Im Kern hat sich jedoch nichts zu 91 verändert. Auch damals habe ich so viele Zeitschriften gekauft, weil sie boten, was nur dort zu finden war. Heute ist Online halt eine größere Konkurrenz, von der es sich abzusetzen gilt. Das mag schwer, aber nicht unmöglich sein.
5 Kommentare
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global $hemingway ?>Naja, etwas kurzsichtig gedacht. Schon mal den Kindle in der Hand gehabt? http://www.marctv.de/blog/2009/01/15/amazon-kindle/
Wenn das in 2 Jahren ausgereifter, bunt und billig ist, dann kannst Du dich von dem Papier verabschieden.
Scanability eines blätternden Papierformats ist unerreicht. Es gibt kein Interface-Design was hier auch nur annährend konkurrieren kann. Von einer e-Ink-Technologie für Consumer, wie du so hier vorhersagst sind wir noch deutlich mehr als 2 Jahre entfernt. Papier transformiert etwas, was sich nicht elektronisch reproduzieren lässt. e-Paper lässt sich auch nicht veredeln.
Genau DIE Ausgabe der Powerplay hatte ich auch! Krasse Zeitreise!
Zum Thema: Ich hab ja auch immer noch 3 Magazin im Abo: GEO, Debug und Gee. Bei der Gee hadere ich schon lange mit der Kündigung. Und die Debug hat mir früher im Zeitungsformat weit besser gefallen. Aber kündigen würde ich die Debug nie und die GEO schon gar nicht, auch wenn die Qualität mit den Jahrzehnten auch hier zurückgegangen ist.
Solang digital nicht ein Bruchteil der gestalterischen Qualität solcher Produkte abgeliefert wird (und der Kindle, lieber Marc, bietet nichtmal einen Bruchteil, dieses Bruchteils, genaugenommen ist der Kindle eine gestalterische Zumutung in jeder Hinsicht) sehe ich auch keinen Grund zum Verzicht auf Print.
Und selbst wenn es digital so gut aussähe und nicht einfach nur ein Flashpaper wäre, so hat man dann ja immer noch die Wahl. So wie man die Wahl hat auf einem 4:3 Röhrenfernseher Xbox 360 zu zocken oder auf einem 21:9. Was Luxus ist und was Verschwendung und Verarschung liegt im Auge des Betrachters.
Und wo wir schon beim Thema sind. Meine Ausgiebige Lektüre von Shadowrun PDFs hat mir zwei Sachen gezeigt.1. Reader-Anwendungen müssen noch viel, viel intelligenter werden und weit mehr Features enthalten um zu Print konkurrenzfähig zu werden. Mit ein paar Lesezeichen ist es da nicht getan.
Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, wenn wir Print in allen Bereichen wirklich konkurrenzfähig ablösen wollen.
Es gibt sowohl für die nicht gedruckte, als auch die gedruckte Information 2009 eine Daseinsberechtigung und das wird sich noch ganze lange nicht ändern. Kindle und Co. mag für die tagesaktuelle, schnell verworfene Information ideal sein, aber es ist kein Lösung für alles. Was mir der „digitale Druck“ nicht geben kann, ist dieser Eindruck eines fertigen und wertvollen Werks. Das können 90% der gedruckten Wegwerfmagazine zwar auch nicht, aber die restlichen 10% sichern sich so ihrer Existenz – hoffentlich.
Diesen komischen Anspruch haben aber nur sehr, sehr wenige an ein Medium. Ich finde es ja auch „nett“ wenn ein Artikel in einer Zeitschrift schön aussieht aber cooler finde ich es, wenn die digitalen Medien ihre Interaktion ausspielen würden. Also eine Webseite auf einem Kindle 3 in Farbe mit Video für weniger Geld als so eine komische zeitschrift die nach einiger Zeit zerfällt und schmutzig wird. Digital ist besser – immer ohne Ausnahmen und auf lange Sicht.