Left4Sale
Habe mir einen Eintrag zur diesjährigen E3 gespart, denn dies war zum einen eine der eher langweiligeren – wie viele der letzten Jahre – und zum anderen konnte man darüber genug auf anderen Seiten lesen. Eine Kleinigkeit möchte ich aber dennoch erwähnen, weil sie so symbolisch für einen Trend dieses Jahres ist und weil ich selbst riesiger Fan vom Produkt bin bzw. war.
12 Monate, nachdem Valve mit Left4Dead einen neuen Standard für das Genre des Co-Op-FPS definiert und damit enormen Erfolg hat, schiebt man ein Sequel hinterher. Das ist eigentlich für sich betrachtet nicht verwunderlich, aber für dieses Studio nicht nur einmalig sondern schon ein kleiner Skandal, den ich gern etwas genauer erläutern mag, denn auch wenn Valve es in ein anderes Licht stellen möchte, hier gibt eines der mächtigsten Studio dem Druck des Publishers (EA) nach. L4D war eine der ganz wenigen neuen IPs, die für EA im letzten Jahr finanziell ein Erfolg waren und man möchte einfach schnell noch mehr Umsatz generieren.
L4D wurde groß von Valve als heißer neuer Scheiß verschrien, dem man sich langfristig mit Patch-Content frisch halten wollte. Referenzbeispiel dafür ist Team Fortress 2 ein Spiel, dass seit Ewigkeiten konstant und kostenlos für den PC mit neuen Maps, Items und Modi versehen wurde. Gerade vor wenigen Wochen gab es wieder einen Patch, der das Spiel so populär wie nie zuvor gemacht hat. Warum Valve dies macht ist einfach. Man generiert hier einen Long Tail für ein Produkt, was 2009 eigentlich keine 6 Wochen Verkaufszeit mehr besitzt. TF2 dagegen erscheint immer wieder in den Verkaufscharts, wenn Valve einen Patch veröffentlicht. Genauso sollte mit L4D verfahren werden. Sollte.
L4D bekam in den letzten Monaten ein einziges ernsthaftes Update. Alles andere waren Balance- und Bug-Fixes. Dieser eine Patch dagegen brachte, was beim Release hätte drin sein sollen und einen zusätzlichen Spiel-Modus. Nun lebt L4D im Gegensatz zu TF2 von neuen Kampagnen. Die im Spiel enthaltenen Maps können einfach nicht dem Test der Zeit Stand halten. L4D ist nicht TF2. L4D steht und fällt mit neuen Kampagenen, die man den Spieler kostenlos versprochen hat.
Diese Kampagnen kommen, nur verpackt als Sequel zum Vollpreis. Schaut man sich an, wie lange L4D in der Entwicklung war, ist es nur verwunderlich, wie man in 12 Monaten 4 neue Kampagnen samt neuer Mechaniken basteln möchte. L4D war für die Größe der Maps Ewigkeiten in Enwticklung und jetzt zaubert man mal ebenso 4 neue Level aus dem Hut, in weniger als 12 Monaten.
Hier verschleiert man Inhalt als neues Produkt, der vor einem Jahr noch kostenlos an PC-Spieler gepatched worden wäre. Ich habe die Interviews gelesen/gehört, wie man das Neue als Vollpreis-Sequel zu rechtfertigen versucht, aber es bleibt unglaubwürdig. Hier verspielt man gerade 10 Jahre der langsam aufgebauten Reputation, eines der führenden Studios der Industrie. Sehr, sehr schade.
Wer ist Schuld? Der XBOX-Port ($$$), EA’s Gewinn/Verlust des letzten Jahres und schlicht der Erfolg von L4D. Irgendjemand hat realisiert, dass man da zu wertvolle neue Inhalte verschenkt. Ob ich im November wieder 50,- Euro für ein Erlebnis bezahlen möchte, dass 2008 noch neu und einzigartig war, 2009 aber kalter Kaffee ist, sei dahingestellt. Im November wird man in jeder Box Left4Dead 2 auch ein kleines Sück der Seelen der Entwickler kaufen dürfen.
6 Kommentare
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global $hemingway ?>Bei Left4Dead passte mir weder die Grafik noch das Gameplay im Gegensatz zu Gears of War (Horde) oder Halo 3 (4-Spieler Koop). Ich habe zu viert eine Kampagne gespielt, mich um die Hexen rumgeschlichen und wirklich in Horden von Gegnern gebadet. Der Funke wollte nicht überspringen. Das lag aber wirklich extrem an der nicht mehr zeitgemäßen Präsentation. Verbessern die vielleicht bei L4D2 die Source-Engine?
Diese Engine ist praktisch bei jedem neuen Source-Produkt im Detail verbessert, aber zu hoffen, dass L4D2 wie Modern Warfare 2 aussieht, ist sicherlich eine Illusion. Für das worum es geht, ist L4D völlig ausreichend ausgestattet. In keinem anderen Spiel habe ich bisher so gut inszenierte Horden von Figuren gesehen, die auch bei extrem alten Rechnern ohne Einbruch der Framerate dargestellt werden. Das ist die Stärke dieser Engine.
L4D hat halt das Problem des grafischen Stils, der sich so sehr an ähnlichen Produkten vergleichen lässt. Niemand würde auch nur im Ansatz sagen, Team Fortress 2 sähe nicht zeitgemäß aus. Gleiche Engine nur völlig anderer Stil. Mir jedoch reicht die Optik von L4D völlig aus. Den Rest besorgt Sound, Musik und das Rumgeschreie im Voice-Chat 😉
Ein Stück der Seelen der Entwickler kaufen? Das tut man doch bei jedem Spielekauf, die Gamesbranche ist doch keine philanthropische Veranstaltung. Zudem ist es Usus, daß nach kurzer Zeit Sequels zu Titeln mit einem bewährten Spiel-Konzept zum Vollpreis erscheinen. Zum Beispiel bei Call of Duty oder Battlefield. Das ist doch nun wirklich kein Skandal.Die neuen Inhalte für TF2 sind zwar eine nette Sache, doch gleichzeitig auch ein Präzedenzfall. Ich zumindest habe es vorher noch nicht erlebt, daß ein Entwickler oder Publisher so viel zu verschenken hatte.Daß die frühe L4D2-Ankündigung auf Druck von EA geschah, würde ich gern irgendwo nachlesen können.. Vielleicht stimmt es ja, jedoch bezweifle ich, daß Valve selbst besonders unglücklich darüber wäre, im Herbst einen neuen Verkaufshit in den Regalen stehen zu haben.Auch denke ich nicht, daß Valve die neuen Maps schon länger in der Hinterhand versteckt hält. In den Interviews zum ursprünglichen Release (u.a. bei Rock, Paper, Shotgun) hieß es, daß während der langen Entwicklungszeit (die offiziell ja erst ab Januar 2008 unter der Ägide von Valve stand) viel mit den Routen, der Anzahl der Überlebenden etc., etc. experimentiert wurde, bis man die ideale Formel fand. Ich denke, die neuen Karten werden neue Assets bekommen, aber weiterhin dem etablierten Schema folgen.50 Euro (wenn es denn so viel werden wird) sind natürlich kein Pappenstiel für ein Spiel mit wenigen Neuerungen, aber bei mir genießt Valve wegen ganz anderer Fauxpas einen miesen Ruf (zuerst einmal der HL2-Launch, die Dosbox-Sache usw. usf.).
Es ist wirklich Usus für bestimmte Publisher. Und bleiben wir gleich bei Valve und deren sehr erfolgreiche Orange Box. Ein Titel der praktisch nach einer solchen Behandlung geschrien hätte, wie sie L4D nun bekommt ist Portal. Bis heute gibt es nicht mal die Andeutung eines Portal 2, obwohl auch dies die Lizens zum Geldrucken gewesen wäre. Nur damals hatte es der Publisher noch nicht so nötig.
Problematisch ist nur, dass L4D2 zum Vollpreis erscheint (was bestätigt ist), von jenem Studio, welches bei TF2 alles richtig gemacht hat, damit sogar immer wieder für sich wirbt und nun somit irgendwie gegen die eigenen Grundsätze handelt.
Wenn Valve es nötig hat dieses Jahr einen Titel für das Weihnachtsgeschäft zu platzieren, dann hätte dies Episode 3 sein müssen, für das jeder einen Vollpreis akzeptiert hätte. L4D2 ist eigentlich nur das falsche Produkt zur falschen Zeit. Wohin diese Strategie langsam führt, sollte jedem nun klar sein. Spätestens nächstes Jahr dürften wir einen Abonement-Service für Steam sehen. Dann erübrigen sich solche Diskussionen.
Auf Valves Grundsätze vertraue ich nicht, im Großen und Ganzen halte ich deren Preispolitik für unehrlich. Die Orange Box war ein gut ausgeklügeltes Schneeballsystem, bei dem dumme Menschen wie ich für Half-Life 2 (und Portal) doppelt gezahlt haben, das ihnen zugelich einen Haufen neuer Kunden gebracht hat. Und 50 € für L4D2 sind natürlich auch „Abzocke“.Es geht mir nicht darum, was wann erscheint, ob es nun kürzere Episoden oder ein großes Half-Life 2-Sequel gibt, ich denke, Valve sollte einfach einen fairen Preis verlangen für das, was man schlußendlich auch in den Händen hält:Für weitere Portal-Challenge-Maps, neue TF2-Karten und wahrscheinlich auch für den Survival-Mode in Left 4 Dead hätte ich dagegen bereitwillig einen kleinen Obulus abgedrückt, das was nun als Left 4 Dead 2 erscheinen soll, wäre mir so viel Wert gewesen, wie Rockstar für den GTA 4-DLC verlangt, aber meiner Ansicht nach hat dieser ganze Games-as-a-service-Quatsch keinen Wert und auch nichts mit ehrlichem Wirtschaften zu tun.
Das ist lustig. Lang lebe The Interwebz.