Old Media, oder was Bill Cosby mit Barack Obama zu tun hat
Die NYTimes liefert mal wieder etwas Denktstoff. „Before Obama, There Was Bill Cosby“ – ein Artikel der eine amerikanische Sitcom der 80er, mit für die Wahlentscheidung der letzten Woche verantwortlich macht. Normalerweise erwartet man so eine abwegige Theorie auf irgendeinem namenlose Weblog (die ja alle grad so furchtbar im Sterben liegen /shrug), als in der TV-Sparte der NYT.
So abwegig ist der Ansatz nicht, schaut man mal tiefer in das Thema hinein. Besonders mit Blick auf die noch frische Diskussion um das heutige Niveau im Fernsehen, erscheint einem dieser Artikel schon fast lächerlich. Er ist es nicht.
Ich liebe die Cosby Show und wenn man sich andere Meinungen anschaut, dann bin ich mit dieser Meinung nicht allein. Die Huxtables waren die erste massive Präsentation einer schwarzen amerikanischen Familie im TV, nicht nur in Amerika. Es ist auch eine Serie aus einer anderen Zeit, als man einem Sitcom-Format noch mehr als 1 Jahr gab. Die Cosby Show lief ganze 8 und prägte somit eine ganze Generation, genau jene, die vielleicht auch zum ersten mal in der letzten Woche einen amerikanischen Präsidenten wählten.
Die Sitcoms die in den 80er und 90ern auch ins Ausland exportiert worden, prägten nicht nur die amerikanische Kultur, sondern Generationen weltweit. Für mich sind diese TV-Minuten bis heute unantastbar. Cosby Show, Cheers, Wer ist hier der Boss?, Mr. Belvedere, Alf, Roseanne, Eine schrecklich nette Familie, Der Prinz von Bel Air, Hör mal wer da hämmert, diese Serie mit einem ganz jungen Micheal J. Fox, dieses Steve-Urkel-Format, unzähle deren Titel ich schon vergessen habe.
Das gibt’s was Besonderes, nicht nur bei der Cosby Show. Ein TV-Format was über Jahre läuft hat immer Einfluss auf die Zuschauer. Wahrscheinlich haben die Autoren der Cosby Show nicht mal gewusst, dass sie da nicht nur einen unterhaltsamen 23 Minuten-Plot zusammenschreiben, sondern auch Jahrzehnte später noch ihre Spuren hinterlassen.
ja ja, früher war alles besser und so
Ob früher alles besser war, sei mal dahin gestellt. Fest steht, dass heutige TV-Formate sicherlich nicht mehr diesen Einfluss auf den Zuschauer haben können, wie noch vor 10 oder 20 Jahren. Kein Medium besitzt mehr die Macht, wie das Medium Fernsehen in den Hochzeiten der amerikanischen Sitcoms. Wie muss sich ein Autor der Cosby Show wohl fühlen, wenn er über diesen NYT-Artikel stolpert. Vielleicht eine ganze Generation mit so einfachen Mittel geprägt zu haben ist einzigartig und heute nicht mehr vorstellbar.
PS. Wie man vielleicht schon erahnen kann, sind US-Sitcoms dieser Zeit eines meiner Lieblingsthemen schlechthin. Seit Ewigkeiten wird ab und zu an einem separaten Eintrag herumgedoktort, aber irgendwie ist das Thema zu umfassend.
PPS. Nur so am Rande erwähnt. Fast jede Nennung des Namens Barack im deutschen Fernsehen, wird schlicht falsch ausgesprochen. Findet man keine 2 Sekunden um als überbezahlter Nachrichten-/Offsprecher sich vielleicht einmal über die korrekte Aussprache zu informieren? Nur weil Obama Amerikaner ist, wird nicht jedes A im Namen zum gesprochenem Ä. Wenn man es beim Nachnahmen schafft, dann vielleicht auch beim Vornamen? Kurze erste Silbe und ein echtes deutsche-gesprochenes A in der zweiten Silbe. Mein Gott so schwer ist das echt nicht. Beräck
2 Kommentare
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global $hemingway ?>Die falsche Aussprache des Vornamens dürfte wohl an den nicht vorhandenen Ausspracheregeln der englischen Sprache liegen, wo teilweise zwei gleich geschriebene Wörter unterschiedlich ausgesprochen werden.
Das englische Wort für Kaserne, barracks [‚bæreks], wird so ausgesprochen wie es beim Vornamen des neuen Präsidenten falsch ist… wer soll sich da noch zurechtfinden 🙂
Der durchschnittliche Zuschauer nicht, aber hoffentlich der ausgebildete, dafür bezahlte Journalist, zu dessen Aufgabe es mal gehörte, sich auch über solche Details zu informieren.