Wertschöpfung
Eine These: jeder echte Film-Fan träumt davon, selbst vom Konsumenten zum Produzenten zu werden. Ich glaube wer viel Zeit in egal welches Hobby investiert, erreicht irgendwann einen Punkt der absoluten Klarheit – ein Zen-Moment. Wenn man plötzlich weiß, wie der Zaubertrick funktioniert, hat man mehr Spaß daran selber Tricks vorzuführen, als nur zuzuschauen und sich ständig zu fragen, wie der Trick wohl funktioniert.
Das moderne Märchen ist der Film. Die modernen Gebrüder-Grimm Drehbuch-Autoren. Wie bei sicherlich Millionen anderen, gibt’s auch auf meiner To-do-Liste den Punkt: ein Drehbuch schreiben. So schwer ist das wirklich nicht. Es gibt ein paar Formalitäten zu beachten, aber das wichtigste bleibt die Idee.
Meine Ideen-Sammlung ist eine kleines graues Buch und eine knapp 1 MB große Text-Datei. Aufhänger für jede filmische Geschichte ist eine Figur, drum hab ich mitterweile duztzende kleine textliche Skizzen für teilweise wirklich interessante Charaktere notiert. Dokumentar-Filme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sind eine grandiose Fundgrube dafür. Letzten Sonntag war wieder so ein perfektes Beispiel, dass ich an dieser Stelle mal notieren werde.
Die Dokumentation handelte von einem Sternekoch, der eines Tages realisierte, wie substanzlos seine Aufgabe war. Er war es Leid für Leute zu kochen, die zuviel Geld besitzen und nur deshalb bei ihm essen. Viel mehr erfreuten ihn Kunden, die lange auf solch ein Essen sparen mussten, um es dann mehr genießen zu dürfen. O-Ton „Für solche Menschen gibt man sich extra Mühe.“
Dieser Mensch sah eines Tages in einer Anzeige, dass für ein Hospiz ein Koch gesucht wird. Das war sein persönlicher Zen-Moment. Heute bekocht er jene auf Spitzenniveau, die nur noch wenige Wochen zu leben haben. Spätestens hier kann man aufhören die Existenz von Engeln zu hinterfragen. Dieser Mensch ging täglich ans Bett Schwerstkranker und fragte nach deren Wünschen für’s Mittagsessen, um dann mit einer Qualität zu kochen, die jeden achso hippen TV-Koch zum Weinen bringen würden. Gezeigt wurden Szenen, in denen Krebskandidaten sich wie kleine Kinder über eine wundervolle Mahlzeit freuen konnten. Das ist wahre Wertschöpfung. Welcher Redakteur für diesen Fernsehbeitrag auch immer verantwortlich war. Danke für diese wertvollen TV-Minuten und eine neue Figur in meinen kleinen grauen Buch. 1
Bildmaterial des Eintrags: Kochbuchfotos. ↩
8 Kommentare
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global $hemingway ?>Jetzt würde mich stark interessieren auf welchem Sender die Doku kam und wie sie hieß oder zumindest wann sie ausgestrahlt wurde.
Sonntag der 27.07.2008. War glaub ich 13 oder 13.30 Uhr. ARD-Exklusiv konnte ich noch im Vorspann vernehmen. Irgendwie findet man auch kein TV-Programm online, was eine Woche alt ist. Wollte eigentlich die ARD-Mediathek linken, aber die ist einfach furchtbar.
Hab’s gefunden:Der Luxuskoch vom Hospiz.
Vielen Dank.Habe so auch keine Möglichkeit gefunden die Doku downzuloaden oder zu anzuschauen, jedoch wird sie am 11.08 um 21:30 auf EinsExtra wiederholt.
Un-glaub-lich. Ich hab mal zwei Semester/Veranstaltungen Drehbuch-Theorie und Praxis an der Uni gelernt und sogar ein eigenes Drehbuch geschrieben. Hast Du die Bücher von Linda Seger? Sehr gut. Kann ich nur empfehlen. Ich hatte auch noch eine Sammlung von mehreren Dutzend Film Ideen u.a. eine eigene Alien vs. Predator Story. sigh
http://www.amazon.de/Geheimnis-guter-Drehbücher-Linda-Seger/dp/3895810061/http://www.amazon.de/Von-Figur-zum-Charakter-Filmcharaktere/dp/3895810347/
Ich kann aus jüngster Erfahrung im überigen berichten, dass es sich lohnt, sich einfach mal ins fiktionale Schreiben reinzustürzen. Ist super.
Reingestürzt bin ich schon und hab mir dabei im übertragenen Sinne mehrfach die Knie aufgeschrammt. Deine Buchtipps sind erstmal auf der Amazon-Wunschliste gelandet sind. Bei längeren Texte bin ich schwer vorbelastet aus frühren Deutschunterrichtsstunden und einer unglaublich schlechten Lehrerin. Einfach ausgedrückt, bevor ich da jemanden was lesen lasse, muss das den eigenen Kritiker in mir gefallen und soweit bin ich noch nicht.
Das klingt jetzt furchtbar nach „Club der toten Dichter“, aber wenn ich so zurückblicke, dann haben mich Lehrer unglaublich beeinflusst. Am angenehmstem war das Arbeiten mit dem Kunst- und dem Informatik-Lehrer. Was mache ich heute? Richtig Gestalten mit dem Rechner. Dies kann kein Zufall sein.
Da geb ich doch direkt auch mal einen Buchtipp ab:http://www.zweitausendeins.de/artikel/nur_bei_uns/sol_stein/?ArticleFocus=2&ord=1&alpha=1&CT=1
Sehr zu empfehlen.
Versiehst Du die Artikel nachträglich mit Aufmacherbildern?
Nein, davon halte ich mich fern, auch wenn der Gedanke verlockend ist. Dieser Artikel ist nicht so alt. Alles was 2 Jahre und älter ist, hat kein Bild. Anfang 2008 kamen die Bilder ins Spiel. 🙂