elitäre Nostalgie
Bei Tobold hab ich neulich mal zum Thema Podcast Game Theory verlinkt. Für mich zur Zeit das Beste, was im Englischsprachigen zu haben ist. Knackpunkt dafür: die zwei Moderatoren sind langerprobte Gaming-Journalisten ohne jeglichen Anspruch auf Effekthascherei. Die aktuelle Folge hatte u.a. zum Thema, die wichtigsten Momente der Geschichte des Mediums Videospiele. Nostalgie-Alarm.
Nächste Woche ist bei diesem Podcast eine wirkliche Legende zu Gast: David Braben, Urvater eines Spiels Namens Elite, dass vor mehr als 20 Jahren soviele Standards für dieses Medium geschaffen hat, dass ich hier nicht alle aufzählen kann. Auch bei mir bleibt Elite unvergessen, mein erster eigener Computer war vor sehr langer Zeit ein Commodore 64 und darauf lief auch Elite, welches am Anfang viel zu komplex für mich war, aber nach einigen Monaten ähnliche wie Pirates seinen Reiz offenbarte.
Ironischerweise ist Elite wohl ein Vorreiter seiner Zeit gewesen, ein MMO ohne Internet aber mit all den Grundprinzipien, die wir auch heute so vorfinden. Entwickelt von zwei damaligen englischen Studenten für einen einen seltenen Homecomputer, wurde Elite innerhalb kurzer Zeit zum Synonym einer gesamten Ära der Videospiele, auf praktisch jeder Hardware gab es damals einen Port von Elite.
War man bis dahin eher simple Geschicklichkeits-Spielchen mit Fokus einer ungeduldigen Spielerschaft gewohnt, so war Elite hoch-komplex, non-linear und technisch an der Spitze. Was man heute als Sandbox-Game bezeichnet gab es damals schon. Prozedurale auf Algorithmen basierende Inhalte? Ein alter Hut, 20 Jahre her, Elite hatte es schon. Es ist ironisch wie wenig sich spielerisch eigentlich so seitdem getan hat.
Kern von Elite war wie heute in WoW, das Verbessern eines Avatars. Damals in Form eines „Commander“-Charakters, der mit ein paar Credits und einem einfachen Schiff ausgestattet, auf einer Raumstation anfing. Von dort aus fliegt man zu anderen Stationen, Planeten und Galaxien, handelt mit verschiedenen Waren, verbessert sein Schiff und seinen Ruf bei vielen Fraktionen, ohne eine festes Ziel oder Ende vorgesetzt zu bekommen.
Der Kampf-Aspekt reduzierte sich bei Elite auf ein Minimum, Kern blieb immer das Erforschen der Welt und das Handeln mit Waaren. Die Komplexität und Tiefe des simplen Kerns entstand durch viele kleine geniale Details. Auf langen Reisen wurde Treibstoff zum Problem, den man nur an Stationen auftanken konnte, wofür man den Ruf und teilweise auch besondere Ausrüstung brauchte. Einige Planeten besitzen in Elite eine spezielle Atmosphere, die sich nur mit speziellen Schiffen durchfliegen lässt. Heute nennt man das „keyed content“ in jedem modernen MMORPG. Mit aktueller Grafik wäre Elite auch heute modernes Gameplay.
Für damalige Verhältnisse war Elites Wireframe-Grafik wirklich revolutionär, sah man zum ersten mal Wireframes, welche die nichtsichtbaren Kanten des Körpers ausblendete und so einen deutlich besseren visuellen Effekt bot. Dies alles sorgte dafür, dass Elite erstmal so etwas kreierte, was man heute unter dem Label „Immersion“ zu verkaufen sucht. Das Spiel kreierte eine funktionierende Illusion einer künstlichen Welt.
Keines der Sequels konnte seitdem wieder die Qualität des Orginals bieten. Angeblich arbeitet Braben selbst an einem vierten Teil, der Angesichts des Themas Online-Gaming aktueller denn je sein könnte. Hoffentlich gibt’s dazu bald auf jenem Podcast mehr Informationen. Getreu dem Thema „Wer hat’s erfunden?“ Elite, vor mehr als 20 Jahren.
5 Kommentare
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global $hemingway ?>Kennst du eigentlich EVE Online? Glaube für Elite-fans kein schlechtes Spiel, ich hab nur mal kurz reingeschaut, generell schien es mir vom Prinzip auch sehr ähnlich zu sein. Glaube ich habe auch mal gelesen, dass sich die Entwickler sehr stark an Elite orientiert haben 🙂
Jo, Tage und Tage haben wir auf dem Atari ST versucht, in den sich drehenden Hangar zu kommen und haben es kaum einmal geschafft, das bittere Gefühl habend, etwas großartiges zu verpassen….
Und jetzt sag mir büdde büdde, wie das game heißt, dem Du das Themen-Bild für diese Kategorie entnommen hast, es ist nicht Day of the Tentacle, sondern der Vorgänger, der eigentlich viel genialer war, aber schlag mich tot – mir fällt der Name nicht ein…..irgendwas mit alien mind binders oder so ähnlich
Yup ich hab EVE sogar recht ausgiebig getestet, aber damals fand man kaum mehr Anschluss, zu Spielern, die schon Monate mit EVE verbracht haben. EVE besteht halt zum großen Teil aus PvP, dem ich zwar immer mal was abgewinnen kann, aber nicht als das einzig wahre Element spielen kann.
EVE ist großartig, das schreibt jeder der es probiert hat, aber mein Ding ist es leider noch nicht.
Ha, ich hab´s: Maniac Mansio! Das andere game mit den alien mind binders war Zak Mckracken – supercrazy und cool….
Zum Thema EVE hat Kranky Kraut heute was Lesenswertes veröffentlicht.