Flaute, Krise, Denkpause
Die letzte Woche diente einer kleinen persönlichen Auszeit, bestehend aus nicht einer einzigen Sekunde vor dem Monitor des Rechners. Ob das gut gehen kann? Es war mehr als nötig. Vor mittlerweile zwei Wochen gab einer der populärsten deutschen Podcast bekannt, ersteinmal zu pausieren. Als Zuhörer kann ich durchaus bestätigen, dass SiM in den letzten Wochen und Monaten inhaltlich auf den Zehennägeln kroch und Annik Rubens (ein herliches Pseudonym) ausgebrannt schien. Der Abschiedstext auf Cesspit.net und der inhaltlicher Abstieg unglaublich vieler andere Podcasts und Weblogs wirft auch dieses Projekt hier mal wieder in die persönliche Wagschale. Im November diesen Jahres wird coldheat.de im Blog-Format 2 Jahre alt, die Zeit verging wie im Flug und ich stelle mir wie üblich die Sinnfrage.
Ich muss aber eingestehen, dass der Spaß in letzter Zeit etwas nachgelassen hat und genau deshalb setzt das Nachdenken ein. Es gibt kein Ziel dieser Seite, ich hatte dazu einen separaten Eintrag geplant, der aber zu emotional wurde und deshalb nicht veröffentlicht wird. Nur soviel: dies hier ist kein „ich kritisiere Videogames und bekomme so einen Job“-Seite, sowas funktioniert heute nicht mehr. Dies ist auch kein reiner „ich führe einen Kreuzzug für Webstandards/Microformats/CSS“-Weblog und schon garnichts in Richtung „ich blogge heute über meine Zahnpasta“.
Es ist eine Mischung aus vielem, was es für den einen interessant und für den anderen zu wenig greifbar macht – das ist ok. Ich schreibe nicht für Besucherzahlen. Ich habe im Prinzip genau das erreicht, was ich vor zwei Jahren vorgehabt hatte: die Seite wieder ans Tageslicht zu bringen und damit eine Hand voll interessierte Leser zu erreichen. Aus der Hand voll sind ein paar mehr geworden und dank dem Erfolg WoW’s finden beachtlich viele Leute über Google hierher.
2 Jahresplan
Als ich damals angefangen habe, gab es noch nicht so viele deutschsprachige Seiten, die ein Format hatten, was mir so vorschwebte. Ehrlich gesagt kannte ich nicht eine einzige. Die englischsprachige Online-Welt war voller Seiten, welche mich sofort als Leser gefesselt hatten. Ein Blick auf die Seiten von damals zeigt, dass viele Oldies weniger Neues bieten und uninteressant werden und unzählige auch deutsprachige Seiten die Bühne betreten haben. Die Masse dieser Seiten besteht aus einer einzigen armen Seele und nicht aus einem Team von Vollzeit-Schreibern. Im Laufe der Zeit geht einem halt die Ausdauern abhanden und das ehemals spaßige Hobby wird zum Balast, das spiegelt sich in den Inhalten wieder und die Seite baut ab. Exakt dies versuche ich zu vermeiden.
Im August 2004 fing ich an die Seite zu reaktivieren, nachdem mir jemand die Domain streitig machen wollte. Auch zum Schutz der Domain, musste ich neue Inhalte bringen um weiterhin einen Werkstitel-Schutz genießen und so die Domain halten zu können. Was aus der Not geboren wurde, entwickelte sich schnell zur kleinen Obsession: CSS blühte gerade auf und musste gelernt werden. Ein CMS musste gefunden und die Umsetzung des Designs realisiert werden, alles mit einem bestimmten Ziel, welches nun offensichtlich erreicht ist. Wie viele andere auch muss sich diese Website wohl selbst neu erfinden. Leichter getan als gesagt.
Das hier ist alles reine Hobbyarbeit, die Spaß machen muss, denn sonst gäbe es kein Argument mehr dafür. Ich gebe zu, dass die Seite etwas in einer allgemeinen Flaute steckt. Ich bin ziemlich ausgebrannt, was jegliche Arten von Output betrifft. Spätestens wenn man zum zehnten mal hintereinander, das gleiche CSS-Stylesheet abwandelt oder alte Printprodukte ihrer Grundraster beraubt, wird es Zeit komplett Abstand zu nehmen und das versuche ich in nächster Zeit. Es ist frustrierend zu sehen, wie stark die Qualität der Arbeiten nicht nur hier abgebaut hat. Jeder der irgendwie kreativ tätig ist und seine jahrealten Arbeiten mehr als Aktuelles bewundern kann, wird vielleicht nachvollziehen wie wenig förderlich ein solcher Prozess ist.
Ich habe für diese Seite sehr viele unveröffentlichte Sachen fertig, die aber beim abschließender Betrachtung immer wieder verworfen werden, weil sie wieder und wieder meinen persönlichen Anspruch nicht genügen. Wenn ich das Zeug schon nicht gern lese, wie sollen es dann andere? Diese Zweifel sind neu und gefallen mir garnicht. An diesem Punkt bin ich nun und werde versuchen, bis zum Jahresende wieder mehr Euphorie zwischen die Zeilen der Texte zu quetschen. Vielleicht brauche ich auch ein neues Ziel.
Die große Mehrheit der Besucher hier kommen über WoW-spezifische Google-Suchen. Der logische Schritt wäre daher, allen MMO-basierten Inhalte somit eine separate Plattform zu geben, etwas größer und vielleicht auch nicht als Einzel-Arbeit angelegt. Allakhazam bietet schon jetzt echte Dollars für simple MMO-Texte und dieser Trend wird sich in Zukunft fortsetzen. Auch im deutsprachigen Raum wird in Zukunft eine kommerzielle Nachfrage für solche Inhalte bestehen. Es wäre viel effektiver jetzt einzeln agierende Schreiber für ein gemeinsames Projekt zu bündeln. Das ist das Ziel. Deutschprachige kommerzielle Seiten hängen meiner Meinung nach noch Jahre hinter ihren amerikanischen Vorbildern her. Da können sich die deutschen Verlage noch so auf den Kopf stellen, die Interviews mit Tigole und Co. werden immer Joystiq oder andere englische Seiten bekommen und hier darf man maximal auf Übersetzungen hoffen. Bei Seiten im reinen Blogformat dagegen besteht solch ein Abstand bei der Qualität der Inhalte nicht, da hier wirklich alle nur mit Wasser kochen.
MMO Burnout
Auch die virtuelle Welt kriselt zur Zeit. Die WoW Gilde hat sich stark verändert und ist eine der aktivsten Raidgilden des Servers geworden, etwas wofür ich vor Monaten eigentlich nicht beigetreten bin. Die Zeit für eine solche Gilde bin ich einfach nicht mehr bereit zu opfern und es hat nichts mit der wenig sinnvollen Casual-vs-Hardcore Diskussion zu tun. Ich bin wieder mal gildenlos, nur diesmal bin ich selbst gegangen. Die letzten Wochen bestanden nur noch aus randvollen 40er Raids in nerviger Teamspeak-Atmosphäre. Nichts was wirklich fesselt. In 5 Jahren EQ waren es 5 Gilden und nun in nicht ganz 2 Jahren WoW auch 2 Gilden, insofern liege ich noch gut im persönlichen Durchschnitt. Die dritte WoW Gilde wird sicher kommen nur wann steht in den Sternen. Vielleicht warte ich bis zur Umstrukturierung aller Gilden bei Release von Burning Crusade. Mal schauen.
Mein EQ Paladin wurde ebenfalls kurz wiederbelebt um die neuen Downtime-Änderungen in Everquest zu testen. Obwohl es nun ein Traum ist EQ zu spielen – HP und Mana regenerieren im Vergleich zu früher mit Lichtgeschwindigkeit – ist die Luft aus diesem MMO für mich endgültig raus. EQ ist nun so gut wie nie zuvor und dennoch ist es ein 6 Jahre altes MMO mit Tonnen toter Inhalte. Mit Assent ist nun auch eine weitere populäre EQ-Gilde zu WoW gewechselt und dies war keine kriselnde Midgame Gilde, sondern ein Name, der seit Jahren für absolutes Endgame stand. Assent hatte First-Kills fast aller großen Bosse der letzten Expansions auf dem Konto und sie hatten wohl einen recht guten Draht zu den Devs.
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