Ausflug in anderes Genre
Wie angedeutet war meine geringe virtuelle Aktivität der letzten Wochen, außerhalb der World of Warcraft angesiedelt. Ich habe viele Jahre und viele nicht gesehene Klassiker aufzuholen. Primär waren in den letzten Wochen zahlreiche uralte PSone Klassiker in Aktion, sowie Dawn of War (die beste spielerische Verwertung der Warhammer40k Lizens) und Episode 1 auf der PC-Seite. Große aufwendige Reviews erspare ich mir erstmal, aber ein paar Worte muss ich schon notieren um den Leser bei Stange zu halten. Da niemanden interessieren wird, wie gut 10 Jahre alte Spiele sein können, beschränke ich mich auf Episode 1.
Mit Episode 1 sehen wir ein sehr gelungenes Addon zu Half-Life 2. Ich bin jetzt nicht so der Kenner dieses Genres, aber ich erkenne Qualität wenn ich sie spiele. Episode 1 nimmt das Populärste aus dem Haupttitel (Alyx) und kombiniert es mit den großen spielerischen Stärken dieser Serie. Es ist ein ganz klassisches Addon-Konzept: mehr von dem, was gut ankam.
Von der ersten Sekunde an versucht EP1 mehr Kinoatmosphäre zu vermitteln, als der Semi-Vorgänger. Hier wurde von vorn bis hinten alles sehr durchdacht geskriptet, meinen Geschmack trifft es. EP1 ist das geworden, was ich mir je her von der Resident Evil Serie wünsche: das ständige Vorhandensein eines NPC, an der Seite des Spielers, funktioniert wunderbar.
Spielerisch bleibt alles beim alten. An einigen Stellen gibt es ein paar neue und lustige Ideen, für den Einsatz der Gravity-Gun, die über die „Räum-den-Dreck-Weg“ Szenen des Vorgängers hinaus gehen. Ein frühes Beispiel ist die Szene im Fahrstuhl. Der Fahrstuhl ist aus Glas, der Weg lang und von oben rieseln riesige Schrottteile hinab. Recht schnell merkt man, dass es gilt diese mit der Gravity-Gun, vorm Zerstören des Fahrstuhlbodens abzufangen. Definitiv eines der Highlights, der ersten Spielstunde, welches leider zu schnell vorbei ist.
Technisch sieht EP1 immer noch sehr gut aus. Der HDR-Effekt im Spiel holt nochmal einiges heraus, zehrt aber teilweise enorm an der Framerate. Zugegeben mein Uralt-Rechner hat die besten Jahre hinter sich, naja dieses Jahr wird es was Neues geben, aber selbst auf meinem betagtem System, sieht EP1 in spielbaren Frameraten immer noch sehr schick aus.
Die größte Kritik vieler Reviews, trifft die geringe Spielzeit bzw. den zu hohen Preis. Es sind zwar wenige, dafür aber sehr unterhaltsame Stunden. Diese Art des FPS Gameplays ist halt aufwendiger zu produzieren, als die simplen Shooter-Orgien andere Produkte. EP1 besitzt kaum überflüssiges spielerisches Fett. Es gibt kaum Situationen die offensichtlich nur Zeit kosten sollen, aber keinen Sinn machen. Es gibt keine minutenlang nachrückenden Gegner-Schwärme, die nur spielerisches Beiwerk sind. Die wenigen Stunden stecken voller Abwechslung und darauf kommt es an.
Ein klares Highlight für Möchtegern-Spiel-Designer wir mir, ist der Kommentarmodus des Spiels. Der zum munteren zweiten oder dritten Durchspielen einlädt. An ausgesuchten Stellen im Spiel, kann der Spieler einen Tonkommentar der Entwickler abspielen, die darin erklären wieso dieser Abschnitt so entwurfen wurde. Der Vergleich mit einem Audiokommentar eines DVD-Films bietet sich an, jedoch geht EP1 hier, dank eines anderen Medium, einen Schritt weiter. Der Kommentar ist nicht nur ein andere Audiotrack. Das Spiel unterbricht auch und zeigt Dinge, die man sonst nicht sehen kann. Zum Beispiel unterbricht das Spiel um dem Spieler ausführlich die Abwehranimationen des Alyx Charakters zu zeigen. Wer mit solchen Informationen etwas anfangen kann, der findet hier durchaus zusätzliche Stunden Spielpaß.
Wer spielerisches Futter für die nächsten Wochen sucht, wird von EP1 sicher enttäuscht werden. Wer dagegen mal wieder ein paar Stunden, gute Half-Life 2 Kost vorgesetzt haben möchte, kann hier nicht viel falsch machen. Es besitzt wie das Hauptspiel typisches Valve-Qualität. Ich hoffe nur, dass die weiteren Episoden werden in kürzeren Abständen erscheinen.
0 Kommentare
Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.
global $hemingway ?>